Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

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Eule
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von Eule »

@Ponder - Regina Rawlinson übersetzt sehr frei. Das ist schon bei „Das Mitternachtskleid“ aufgefallen. Dies muss man einem/einer Übersetzer/in grundsätzlich zugestehen. In vielen Fällen macht so etwas ein Buch in einer anderen Sprache erst wirklich leserlich. Und bei diesem Buch und den anderen Übersetzungen Rawlinsons davor ändert es ganz genau genommen eigentlich am nackten Inhalt der Bücher nichts.
Aber wie ich schon so komisch schreibe „genau genommen eigentlich“: Es ist danach ein Buch des Original-Autors in Kooperation mit dem Übersetzer. Amazon gibt sicher auch aus diesem Grund an „von Terry Pratchett und Regina Rawlinson“. Und aus den bösen Kritiken an den Stilen der neuen Übersetzer ist herauszulesen, dass sehr viele Leser der deutschen Übersetzungen Brandhorst mit Pratchett gleichsetzen. (Das erinnert mich beiläufig an eine Reklame für Fabrikbrot aus den 1980ern: „... mit lieben, kleinen Fehlern“.)
Es ist daher – auf jeden Fall, was Rawlinsons Übersetzungen betrifft – Geschmackssache, ob man ihre Übersetzungen gut oder weniger gut findet. Richtig sind sie (jedenfalls so weit ich das bisher nachlesen konnte. Ich bin gerade erst mit Kap. 2 fertig.).
Scharf ausgedrückt jedoch: Es sind nicht mehr „reine“ Pratchett-Bücher, sondern Pratchett-Rawlinson-Bücher.
Was das genannte Beispiel mit „yield“ betrifft, so ist es zwar nur ein kleiner, aber ein feiner Unterschied wie der zwischen einer normal gesalzenen oder einer leicht versalzenen Speise, was verschiedene Personen bekanntlich unterschiedlich empfinden:

... und schon zeitigten ihre Bemühungen strahlende, ja geradezu blendende Erfolge.
.. und die Toilette kapitulierte ...
Im Overstatement der zweiten Version (kapitulieren bei ein bisschen Schmutz! yield: Der Schmutz ergab sich.) liegt eine deutliche Süffisanz, die Farbe in die Geschichte bringt (Oktarin?), eine Farbe, die Terry Pratchetts Bücher so unverwechselbar macht.
Ich werde, wenn ich irgendwann mit dem Vergleich des Originals mit der deutschen Übersetzung fertig bin, eine Sammlung solcher Gegenüberstellungen haben, und – wenn es denn erwünscht ist – hier ins Netz stellen.
Hier nur wenige weitere Beispiele (O.=Original, B.=Übersetzung; V.=Vorschlag):
O.: I’m not having no son of mine fooling around with cultic activities!’
Ü.: Ausgeschlossen, dass mein Sohn irgendeiner windigen Sekte beitritt!“
V.: Ich dulde es nicht, dass keiner meiner Söhne mit kultischen Tätigkeiten herumalbert!“
Man achte auf die doppelte Verneinung im Original!

O.: ‘Thank you,’ said Granny. ‘I did my best.’
MORE THAN YOUR BEST, said Death.
B.: „Danke. Man tut eben, was man kann.“
UND MEHR, SOWEIT ES DICH BETRIFFT
V.: „Danke. Ich habe mein Bestes gegeben.“
MEHR ALS DEIN BESTES

Rawlinson verwendet auch mehrmals die dritte Person (er), wo im Original die erste (ich) steht:
O.: On the day of Geoffrey’s first hunt he trotted out with the rest, pale-faced but determined, and thought, This is the day I must try to stand up for myself.
B.: Mit kreidebleicher, aber entschlossener Miene ritt er zum ersten Mal auf die Jagd. Heute kam es darauf an: Er musste versuchen, seinen Mann zu stehen.
V.: An dem Tag, als Gottfried zum ersten Mal mit auf die Jagd ritt, schloss er sich dem Hauptfeld an, bleich aber entschlossen, und dachte: Heute ist es so weit. Ich muss versuchen, meinen Mann zu stehen.

Mitunter ist die Übersetzung allerdings auch besser als das Original:
O.: It certainly involved a lot less mess.
B.: Das Leben einer Adligen war mit Sicherheit um einiges keimfreier.
Wörtlich: Das bedeutete mit Sicherheit deutlich weniger Dreck.

Um es nochmal zu sagen: Es ist nichts falsch daran, aber nach meinem Empfinden ist es zu wenig Terry Pratchett. Und so dumme, kleine Fehler wie Agnes Nitt a) umzubenennen und dann in Kapitel 16 versehentlich doch Nitt zu verwenden (ich vermute, es war R. R. nicht klar, dass es dieselbe Person ist wie in Kap. 2), sollten im Lektorat korrigiert werden. Noch so ein dummer Fehler in Kap. 2, S. 43:
O.: old Mr Parsons
B.: von der alten Frau Parsons
Korrekt: von dem alten Herrn Parsons (?) wobei parson = Pfarrer, Pastor, Pfaff(e);
Eule
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von Eule »

@Anjali
Wo ist dieser Thread, von dem du schreibst?
So etwas hatte ich eigentlich gesucht. Weil ich keinen fand, schrieb ich in dieses Forum.
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Anjali
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von Anjali »

Eule: Meinungen zu "The Shepherds Crown". Ist derzeit auch unter aktiven Threads zu finden. Ansonsten gleich bei "Scheibenweltbücher".

Zur Übersetzung. Wie du schon sagst, ist es eine Geschmackssache. Darum will ich hier, um das Gleichgewicht zu wahren, nur mal kurz was zu meinem Geschmack sagen. ;)
Ich bevorzuge freie Übersetzungen, solange sie nichts am Inhalt ändern. Brandhorst ist mir zu frei gewesen; er hat seinen Stil geschrieben. Bei Frau Rawlinson habe ich vielmehr das Gefühl, dass sie versucht, Pratchetts Stil ins Deutsche zu bringen. Also sie versucht so zu schreiben, wie Pterry vlt. auf deutsch geschrieben hätte.
Mir ist diese Vorgehensweise wesentlich lieber, als der verzweifelte Versuch, jeden kleinen Wortwitz zu übertragen. Das wirkt oft gekünselt und trocken; da fehlt dann das poetische Etwas. (Aber auch das hast du ja schon gesagt.)

Das ist ein grundsätzliches und hier bereits vielbesprochenes Problem beim Übersetzen. Ich kann nur Punzi zitieren: Die Übersetzungen werden in erster Linie für Leute gemacht, die kein Englisch können, oder es nicht gut genug können. Es geht also eigentlich darum, diesen Menschen das ungefähre Gefühl des jeweiligen Buches zu vermitteln. (Das genau Gefühl ist und bleibt unvermittelbar.) Es geht also eigentlich weniger darum, Menschen zufrieden zu stellen, die Englisch können. Wenn ich nicht weiß, welcher Witz mir da verloren geht, dann stört mich seine Abwesenheit auch nicht. Ich genieße einfach die Poesie des Textes. Und bisher hat Frau Rawlinson das ziemlich gut drauf. Muss ihr hier mal ein Lob aussprechen; bin regelrecht begeistert! :)

P.S. Vlt. kommt ja irgendwann der Tag, an dem Pterry bedeutend genug ist, dass es kritische Übersetzungen gibt, mit Anmerkungen über diverse Übersetzungsprobleme. ;)

P.P.S. Vergessen wir nicht, dass auch Übersetzer Menschen sind und in einem größeren Zusammenhang arbeiten müssen. Sie haben kaum Zeit, hohen Druck und wenig Geld. (Für Pterry kriegen sie mittlerweile vlt. etwas mehr Geld. ;)) Die derzeitige Art und Weise, wie Übersetzungen gemacht werden, halte ich für völlig unnütz. Wenn man wie eine Maschine Arbeiten muss, ist es ein Wunder, dass man überhaupt ein bisschen Kreativität und Poesie zustande bekommt. Und, wie du, Eule, auch schon gesagt hast: Viele augenscheinliche "Übersetzungsfehler" sind vielmehr "Lektoriatsfehler". Den Lektoren sollte auch mal wer auf die Finger klopfen. Zumal sie manchmal die Übersetzung auch zum negativen beeinflussen.
dum spero rideo
Eule
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von Eule »

Anjali: Wo du recht hast, hast du recht. :-)
Und:
Wechseln wir in den richtigen Thread!
Leider habe ich ihn nicht wahrgenommen.
Guten Rutsch - in den anderern Thread.
Ponder
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Ponder »

Ich habe mal die Beiträge aus dem anderen Thread hierhin verschoben. Um damit auf den letzten Beitrag von Eule bezug zu nehmen: Das hier ist jetzt der richtige Thread.
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Fusselhirn
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Fusselhirn »

Meine Meinung? Naja, eine nette Geschichte.

Wir mischen "Lords & Ladys" mit "Kleine Freie Männer" und geben eine Prise "Steife Prise" und "Toller Dampf Voraus" dazu. Nett, aber bis auf die eine in Kapitel 2 ohne wirkliche Überraschungen, da alles aus vorherigen Bücher zusammengestückelt zu sein scheint.
And now for something completely different
Eule
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Eule »

Wie hier bereits geschrieben wurde, lässt sich über die Freiheit einer Übersetzung, inwieweit sie z. B. die Reihenfolge des Originaltexts verändert, ohne am Inhalt Veränderungen vorzunehmen, ebenso end- wie sinnlos streiten. Grobe Bolzen, wie wir das von früher kennen (siehe Raphaels ausführliche Sammlung usw.), sind in dieser Übersetzung nicht vorhanden bzw. drei kleinere, von denen der Leser zwei wohl nicht wahrnimmt: Mr Parsons (= Herr Parsons, nicht Frau Parsons) und „hold the ring“ (Siehe letzte Passage). Dass Agnes Nitt einmal mit Agnes Depp wiedergegeben ist, ist sicher ein Versehen.
Über ein paar saloppe Ausdrucksweisen kann man ebenfalls diskutieren: Die einen finden das modern und aktuell, die anderen störend. Ich denke schon, dass man den einen oder anderen modernen Ausdruck benutzen darf, solange er zur Person und zur Situation passt.
In diesem Buch stehen auch ein paar Stellen, die empfindsameren Lesern deutlich missfallen (wie „Glocken“ usw.), wobei die besonders kritisierte Situation (die „Dampfsauna“ des Elfenkönigs) m. E. (auch in der Übersetzung) falsch eingeschätzt ist: Es handelt sich bei „entertainment“ um „Vergnügungen“, nicht um „Ausschweifungen“.
Hier also eine Zusammenstellung einiger frei übersetzten Passagen in Gegenüberstellung mit dem Original und dem Versuch einer näher Text liegenden Wiedergabe. Die „Anmerkungen“ zum Buch werden wohl in den nächsten 14 Tagen auf die Homepage gestellt werden. (Ich warte noch auf die immer hilfreichen Antworten von Patrick Harkin, Leeds.)
(Reihenfolge: 1. Zeile deutsche Übersetzung, 2. Zeile englisches Original, 3. Zeile Versuch einer textnahen Übersetzung)

Seite 53
Sogleich eilte Ponder zu Erzkanzler Mustrum Ridcully, um ihm die Nachricht zu überbringen...
And then Ponder went to see the Archchancellor, Mustrum Ridcully, who would definitely want to hear this news . . .
Und dann machte sich Ponder auf zu Erzkanzler Mustrum Ridcully, der diese Nachricht mit Sicherheit hören wollte ...
Seite 55
die werdende Mutter, kaum älter als sie selbst
the mother-to-be – a young girl only a few years older than she herself was
die werdende Mutter – ein junges Mädchen, nur ein paar Jahre älter als sie selbst
Seite 56
Aber Tiffany legte sich für die beiden neuen Menschenleben tüchtig ins Zeug, denn sie hatte nicht die Absicht, auch noch Herrn Tod in die Kammer zu lassen.
But Tiffany was focused on the new lives, and she would not allow Mr Death a place in this room.
Aber Tiffany konzentrierte sich auf die beiden neuen Menschenleben und würde Herrn Tod in dieser Kammer keinen Raum gewähren.
Seite 56
Eine letzte Wehe, und schon erblickte erst das eine und gleich darauf das andere Kind brüllend das Licht der Scheibe.
Another sweating push from the young mother, and first one and then another baby came yelling into the world
Eine weiteres, schweißtreibendes Pressen der jungen Mutter, und das erste und dann das andere Baby kamen brüllend auf die Welt.
Seite 56
Dabei machte sie eine Entdeckung. In Mitzi Nindings geräumigem Leib hatte noch ein weiteres Kind Platz gefunden, das nun, von den beiden kleinen Rabauken auf den hintersten Platz verwiesen, ebenfalls geboren werden wollte.
And then she noticed something. There was another child in that capacious young woman. Yes, a third baby was arriving, hardly noticed because of the battling brothers ahead of it.
Und dann bemerkte sie etwas: Da war noch ein weiteres Kind in dem geräumigen Bauch der jungen Frau. Ja, ein drittes Baby kam heraus, beinahe übersehen wegen der beiden kämpfenden Brüder vor ihr.
Seite 56
senkte Tiffany den Blick und sah wie in einem grünlich gelben Dunstschleier eine schneeweiße Katze in majestätischer Haltung, die sie mit hoheitsvoller Miene anstarrte.
Tiffany looked down and in a slight greenish-yellow haze saw a cat, pure white and as aloof as a duchess, staring at her.
blickte Tiffany hinunter, und in einem leicht grünlich gelben Dunstschleier sah sie eine Katze, die sie starr anblickte, schneeweiß und unnahbar wie eine Herzogin.
Seite 56
Als eine der Frauen Anstalten machte, Du wegzuscheuchen, hätte Tiffany sie vor Schreck beinahe laut angeherrscht
To her horror one of the older ladies went to shoo You away. Tiffany almost screamed.
Zu ihrem Entsetzen wollte eine der älteren Damen sie wegscheuchen. Beinahe hätte Tiffany einen Schrei ausgestoßen.
Seite 57
... was in Tiffanys Fall nun einmal eine unter Schmerzen Gebärende war. Das winzige Köpfchen des Nachzüglers war bereits zu sehen.
… right at that moment was a struggling young mother and another small head.
... was gerade jetzt eine sich abquälende junge Mutter waren und ein weiteres, kleines Köpfchen.
Seite 61
Alle Vögel, Fledermäuse und Eulen kannten Tiffany Weh und kamen ihr nicht in die Quere, wenn sie mit dem Besen unterwegs war. Deshalb hatte sie tags wie nachts freie Bahn und kam auch heute ohne Störungen bis in das kleine Königreich Lancre.
All the birds of the day, the bats and the owls of the night knew Tiffany Aching and didn’t fly in her way when she was busy, and the stick ploughed on through the air to Lancre.
Alle, die Vögel des Tages wie die Fledermäuse und Eulen der Nacht, kannten Tiffany Weh und kamen ihr nicht in die Quere, wenn sie es eilig hatte. Und der Besen kämpfte sich unaufhaltsam durch die Luft nach Lancre.
Seite 72
„Ja, aber ich bin der Tyrann, und da bleibt einem leider gar nichts erspart.
Yes, but I am the tyrant, so it’s the job I have to do, alas.
... daher gehört es zu meinen Verpflichtungen.
Seite 77
Die ohnehin nicht gerade leichte Aufgabe, Oma Wetterwachs' Leichnam die enge Wendeltreppe hinunterzutragen, ohne an den Wänden anzustoßen, wurde noch dadurch erschwert, dass Nanny Ogg unterwegs tüchtig dem Apfelwein zusprach. Aber irgendwie schafften sie es trotzdem.
GETTING GRANNY WEATHERWAX’S corpse down the winding stair with its tiny little steps in the tiny little cottage the following morning was not helped by the big jug of cider which Nanny Ogg was emptying speedily, but nevertheless they got it done without a bump.
Oma Wetterwachs‘ Leichnam die enge Wendeltreppe der [sowieso schon] kleinen Hütte hinunter zu bekommen, wurde nicht dadurch erleichtert, dass Nanny Ogg [dabei] zügig einen großen Krug Apfelwein leerte. Aber nichtsdestotrotz schafgften sie es, ohne irgendwo anzustoßen.
Seite 78
Sie legten den Weidenkorb in das Loch, hielten einen Augenblick inne und verneigten sich stumm.
They laid the wicker basket gently in the hole and then stood back for a moment. Without a word being said, together, solemnly, they bowed to Granny’s grave.
Sie legten den Weidenkorb behutsam in das Loch und traten dann für einen kurzen Augenblick zurück. Ohne dass eine von ihnen auch nur ein Wort gesagt hätte, verbeugten sie sich gleichzeitig feierlich vor Omas Grab.
Seite 88
Je mehr die Anzahl der Hexen wuchs, desto mehr schrumpfte die der Dorfbewohner.
Und während die Hexen eintrafen, begannen die Dorfbewohner sich zurückzuziehen/zu verziehen.
And as the witches turned up, the villagers began to melt away.
Seite 88
Sogar Frau Ohrwurm gab sich die Ehre.
Even Mrs Earwig turned up.
Sogar Frau Ohrwurm traf ein/erschien/tauchte auf/kam [an].
Seite 90
und wenn es eine schafft, ein hohes Alter zu erreichen und die Welt unterwegs ein bisschen besser gemacht zu haben
and if they manages to die after a long time, leavin’ the world better than they went an’ found it
und wenn es eine schafft, nach langer Zeit/langem Leben die Welt in besserem Zustand zu verlassen, als sie diese vorgefunden hat
Seite 106
So klein die Kelda auch war, so groß war sie im Bewahren von Geheimnissen.
She understood too that although Jeannie was very small, she was someone to whom she could tell every secret, in the assurance that it would never be passed on to anyone.
Sie wusste auch, dass Jeannie, wenn auch sehr klein, jemand war, dem sie jedes Geheimnis anvertrauen und sicher sein konnte, dass sie es niemals jemandem weitersagen würde.
Seite XX
„Jeannie, ich habe Angst, dass ich nie an sie heranreichen werde.“
She understood too that although Jeannie was very small, she was someone to whom she could tell every secret, in the assurance that it would never be passed on to anyone.
Sie wusste auch, dass Jeannie, wenn auch sehr klein, jemand war, dem sie jedes Geheimnis anvertrauen und sicher sein konnte, dass sie es niemals jemandem weitersagen würde.
Seite 135
Nachdem ihr eines Tages zu Ohren gekommen war, dass die Kranken bei Nanny Ogg Schlange standen
It hadn’t taken her long to hear that there had been a queue one day outside Nanny Ogg’s home.
Es hatte nicht lange gedauert, bis sie davon erfuhr, dass eines Tages vor Nanny Oggs Haus die Leute Schlange standen.
Seite 135
Tiffany hatte die Ohren auf Durchzug gestellt.
Tiffany wisely didn’t rise to that;
Klugerweise ging Tiffany nicht darauf ein.
Seite 139
Noch ein weiteres Mal, und Frau Ohrwurm konnte sich glücklich schätzen, wenn sie nicht in der Seifenlauge landete, den Kopf unter Wasser gedrückt.
One more and she would want not only to thrust Mrs Earwig into the suds but also to hold her head under for quite some time.
Noch einmal, und sie hätte gut Lust darauf, Frau Ohrwurm nicht nur in die Seifenlauge zu stoßen, sondern auch ihren Kopf eine Zeitlang darin unterzutauchen.
Seite 162
Tiffany fuhr zusammen. „Klagen?“, raunzte sie.
Tiffany reeled at the word. ‘What?’ she said sharply.
Tiffany fuhr zusammen, als sie das Wort „Klagen“ hörte. „Was?“, fragte sie scharf.
Seite 165
Und wer lässt die sogenannten Größten gewähren?
And who lets the Feegles run amok?
Und wer duldet es, dass die Größten Amok laufen?
Seite 168
Doch die Menge der Höflinge, die Erbsenblüte tanzend nachfolgten, hatte sich bereits hinter ihm geschlossen.
But Peaseblossom had gone, weaving amongst the throng of courtiers who now danced in his footsteps.
Aber Erbsenblüte war [bereits] fort, hatte sich unter die Schar der Höflinge gemischt, die nun nach seinen Schritten tanzten.
Seite 174
Während die Hexen - stets Frauen - mit den Problemen des Alltags fertigwerden mussten. Doch wer sagte denn, dass Geburt und Tod nicht auch groß und wichtig waren?
While witches – always women – dealt with everyday stuff. Big stuff too, she reminded herself firmly. What could be bigger than births and deaths?
Während Hexen – stets Frauen – sich um die alltäglichen Dinge kümmerten. Ebenfalls sehr wichtige Dinge, berichtige sie sich. Was konnte wichtiger sein als Geburt und Tod?
Seite 176
In diesem Augenblick kam Nanny Ogg um die Ecke. Immer da, wo man sie am wenigsten erwartete.
Und in diesem Augenblick kam Nanny Ogg um die Ecke der Hütte; plötzlich von einem Augenblick zum anderen war sie da. Typisch Nanny wie Tiffany wusste.
And at that moment Nanny Ogg came round the corner of the cottage, not there one minute and then suddenly there, which was, Tiffany knew, Nanny’s way.
Seite 195
„Was wird bloß mein Mann dazu sagen? Wie soll ich die bloß wieder einfangen?“, jammerte die junge Mutter. „Sie sind schon über alle Berge.“
‘My husband isn’t going to like this. It takes ages to get them settled down,’ the young mother wailed. ‘Look at them, running everywhere!’
„Mein Mann wird gar nicht begeistert sein. Das dauert eine Ewigkeit, bis die sich wieder beruhigt haben“, jammerte die junge Mutter. „Schau nur, wo sie überall herumrennen.“
Seite 269
„Ich bin die Königin, aber als Hexe habe ich auch was drauf.“
‘I am the Queen, but I am also a pretty good witch.’
„Ich bin die Königin. Aber ich bin auch eine ziemlich gute Hexe.“
Seite 307
Magrat seufzte. Hoffentlich bekamen wenigstens die Vögel die Krusten zu fressen.
Magrat sighed – she really hoped Letitia at least asked for the crusts to be given to the birds.
Magrat seufzte. Sie hoffte inständig, dass Lätitia sich wenigstens die Krusten hatte geben lassen, um damit die Vögel zu füttern.
Seite 307
Während sie einen kleinen Bissen probierte
She nibbled at the little cake
Sie knabberte an dem Gebäckstückchen
(wörtlich: dem kleinen Kuchen)
Seite 308
Es kann so nicht weitergehen.
Something must be done.
Es muss etwas getan werden.
Seite 345
Wenn die Elfen davon was abkriegen, vergeht ihnen zwar Hören und Sehen, aber nicht das Fühlen. Und was sie fühlen, sind Schmerzen. Eisenkörnchen überall. Ich betone: überall.“
Throw it down on elves, and they’re in a world of hurt. Tiny bits of iron ev’rywhere. And, I stress, ev’rywhere.’
Streu es auf die Elfen, und sie sind in einer Welt der Schmerzen. Überall feinste Eisenstückchen. Ich betone: überall!“
Seite 350
- wobei ein blaues Auge dem Prestige natürlich auch nicht förderlich war. So ein Veilchen kratzte doch arg am edlen Lack.
and a black eye didn’t do much for the image either. You can’t be suave with a black eye,
... und ein blaues Auge war fürs Prestige nicht förderlich. Man sieht nicht sehr elegant aus mit einem blauen Auge.
Seite 192 (Ein Fehler)
Es gab solche Leute, die einfach jeden zu kennen schienen, die bei einer Hochzeit die Ringe hielten und jeden Streit schlichten konnten.
I’ve seen those people before – the ones who seem to know everybody. They hold the ring, stop the fighting.
hold the ring = in einer (kritischen) Situation den Überblick behalten, ohne sich in die Auseinandersetzung hineinziehen zu lassen = als Moderator oder Mediator agieren
Malewitch
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Malewitch »

Tja, Band Nr. 41...auch ich hatte das Buch ein paar Wochen vor mir hergeschoben, um mich dann mit sehr hoher Erwartungshaltung drüber her zu machen, wohlgemerkt: die Deutsche Ausgabe. Und obwohl ich mich schon prophylaktisch darauf eingestimmt hatte, nicht zuviel zu hoffen - als Krankenpfleger hatte ich schon die Befürchtung, dass die letzte Strecke für STP hart geworden sein könnte - konnte ich mir doch nicht vorstellen, aus welcher Quelle das Übel entfleuchen würde: die Übersetzung!
Wie schon angeführt: die Namensänderungen - was soll das am Ende einer Serie? Die Feegles: fluchen nicht mehr witzig, sondern teils obszön, keine Eleganz mehr. Die Übersetzung an sich: wirkt überhastet. Das Cover, am PC generiert, langweilig: kein Vergleich zum Englischen, mit Goldlettern und Autorenname in Großbuchstaben, liebevoller Handzeichnung: das ist würdig, so macht man das!). Kaum noch Wortwitz.
Also kaufte ich mir aus lauter Verzweiflung auch noch die Englische Version. So wollte ich das nicht akzeptieren...
Ich bin kein native speaker, der google Übersetzer wurde mein bester Freund ;).
Aber es hat sich gelohnt, die alte Magie war da, so wie aus den anderen Büchern bekannt. Dies mag natürlich auch an der Distanz zum Englischen liegen, macht mich häufig unkritischer als gegenüber meiner Heimatsprache. Aber ich bleibe dabei: der Stil, der Geist, der Witz - in der deutschen Übersetzung fand ich davon nichts mehr wieder. Im Original schon, in einem Ausmaß, das ich nicht recht verstehen kann, sicher auch wegen der Schönheit der Sprache.
Vielleicht sollte man die Übersetzung lieber einem Fan überlassen - oder sich mehr Zeit lassen. Vieles wirkt hier zu unüberlegt, vorläufige Formulierungen, die vor Druck aber nicht mehr korrigiert wurden...
Das Buch im Original: es ist, bei allen Belastungen für den Autor, ein würdiger und zu Tränen rührender Abschluss geworden. Und zum Thema alternativer Schluss: passender als wie vorliegend kann ich es mir nicht vorstellen. Ganz großes Kopf - und Bauchkino. Danke.
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Feles Cum Libero
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Feles Cum Libero »

Ich habe "The Shepherd's Crown" (im englischen Original) erst jetzt gelesen. Da ich mit meiner Doktorarbeit beschäftigt bin und zum anderen davor noch einmal die gesamte Tiffany Aching-Reihe lesen wollte, kam ich nicht früher dazu.
Meine Meinung: Es ist ein gutes und schönes Buch und ist ein durchaus würdiger letzter Band in der langen Scheibenwelt-Reihe. Meiner Meinung gehört es jedoch nicht zu Terrys besten Büchern. Ich bin mir aber sicher, es wäre eines seiner besten geworden, hätte er noch länger daran arbeiten können. Insofern ist die Nominierung für die Carnegie Medal berechtigt.

Habe auch jetzt erst den Artikel zum alternativen Ende gelesen*. Überrascht hätte mich dieses Ende nicht, es sind doch bereits einige Hinweise darauf in "The Shepherd's Crown" zu finden. Beispielsweise Tods Ankündigung, dass Grannys Kerze noch eine Zeit lang flackern würde, bevor sie verlöscht. Oder die Reaktion des Elfenkönigs auf You. Aber ich weiß nicht, ob mir dieses Ende besser gefallen hätte.

Noch zur Übersetzungsthematik: Möglicherweise hat Regina Rawlinson schlichtweg vom Verlag die Anweisung bekommen, die Tiffany-Bücher als Kinder- /Jugendbücher zu übersetzen. Die Bücher sind ja auch im Englischen als "For Young Adults" gekennzeichnet. Nur ist die Sprache im Original darin genauso erwachsen wie in den "erwachsenen" Romanen. Eventuell sind manche Leute der Meinung, eine nähere Übersetzung würde wegen der Sprache nicht zu einem Kinder- /Jugendbuch passen.
Das ist aber aller nur Spekulation meinerseits. Von einer befreundeten Übersetzerin weiß ich aber, dass es solche Anweisungen von Verlagsseite durchaus gibt.
Meine Freundin vermutet ja, das die Neuübersetzung vom "Herr der Ringe" auf die Art entstanden ist: Der Verlag rechnete mit einer "modernen und jugendlichen" Verfilmung durch Peter Jackson und hat deswegen eine "moderne und jugendliche" Übersetzung in Auftrag gegeben.

----------------
* http://www.telegraph.co.uk/books/author ... rds-crown/
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von Feles Cum Libero »

Eule hat geschrieben:O.: I’m not having no son of mine fooling around with cultic activities!’
Ü.: Ausgeschlossen, dass mein Sohn irgendeiner windigen Sekte beitritt!“
V.: Ich dulde es nicht, dass keiner meiner Söhne mit kultischen Tätigkeiten herumalbert!“
Man achte auf die doppelte Verneinung im Original!
Die Übersetzung von Rawlinson könnte da durchaus korrekt sein, da im Englischen die doppelte Verneinung auch im Sinne einer verstärkten Verneinung verwendet werden kann. Siehe hierzu auch den entsprechenden Artikel der englischen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Double_negative#English
EX UMBRIS ET IMAGINIBUS AD VERITATEM.
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von Tod »

Feles Cum Libero hat geschrieben: Die Übersetzung von Rawlinson könnte da durchaus korrekt sein, da im Englischen die doppelte Verneinung auch im Sinne einer verstärkten Verneinung verwendet werden kann. Siehe hierzu auch den entsprechenden Artikel der englischen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Double_negative#English
Und da dies im Deutschen nicht gebräuchlich ist, ist die Übersetzung mit einfacher Vereinung bzw. starker Ablehnung durch das "Ausgeschlossen" korrekt.
Don't panic!
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Eule »

Klar, dass die Übersetzung im Prinzip korrekt ist.
Die doppelte Verneinung steht jedoch nicht deshalb hier, weil das im Englischen möglich ist, sondern charakterisiert die Ungebildetheit von Lord Schwenk. Er ist in vieler Hinsicht ein roher, ungehobelter Mensch.
Wir hatten die doppelte Verneinung in dieser Form schon mal in "Hohle Köpfe", als Grinsi Kleinpo die Palastküche betritt und in die Decke schießt. Das hat schon Brandhorst falsch übersetzt:
"»Niemand rührt sich von der Stelle!« rief die Zwergin. ... »Wenn du niemand sagst…«, sagte Drumknott langsam und nahm einen kleinen Brocken Putz von seinem Teller. »Meinst du dann…« "

Original: "‘Don’t nobody move!’ she yelled.’ ... ‘When you say don’t nobody move,’ said Drumknott carefully, fastidiously taking a piece of plaster off his plate, ‘do you in fact mean—’ "

Grinsi ist wahnsinnig aufgeregt, weshalb sie so unorthodox redet.
Korrekt wäre etwa: "„Keine Bewegung nicht!“, schrie sie. ... „Wenn Sie sagen, dass niemand sich nicht bewegen soll“, erklärte Drumknott vorsichtig, während er mit spitzen Fingern ein Stück Putz von seinem Teller entfernte, „sagen Sie eigentlich ...“
Drumknott verbessert sie.

Es gibt dem Text halt etwas Kolorit, wenn man die falsch verwendete doppelte Verneinung stehen lässt.
Eule
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Eule »

Ich habe die Anmerkungen zu "The Shepherd's Crown" schon ein paar Tage "fertig". Da es noch einzelne Unklarheiten gibt, hatte ich bisher noch auf Antwort aus England gewartet. Ich sende die derzeitige Fassung, in der diese Stellen gelb markiert sind, mal an Tod, damit sie ggf. diese Diskussion ergänzen und u. a. auch Malewitch (Geoffrey?) ein paar Hintergrundinfos nachlesen kann.
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Feles Cum Libero
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Feles Cum Libero »

@Eule: Was die Stelle in "Feet of Clay" angeht, gebe ich dir recht: Da wird die doppelte Verneinung im Original für einen Gag verwendet, der durch Brandhorsts Übersetzung ad absurdum geführt wurde. An der erwähnten Stelle in "The Shepherd's Crown" dagegen gibt es keinen Gag: Lord Swivel verwendet korrektes umgangssprachliches Englisch mit einer doppelten Verneinung, um seine Meinung nochmal zu betonen. Im Deutschen lässt sich dieser Effekt so nicht erzielen, da hier -- egal ob umgangssprachlich oder nicht -- aus einer doppelten Verneinung immer ein Positiv wird.
EX UMBRIS ET IMAGINIBUS AD VERITATEM.
Eule
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Eule »

@Feles: Was du sagst, stimmt.
Was Rawlinson schreibt: "Ausgeschlossen dass ..." trifft den Sinn der Aussage Lord Swivels perfekt.

Was ich sagen will, ist, dass Swivel sich umgangssprachlich, "schlampig" ausdrückt (siehe unten, letzter Satz).
Ähnlich wie im Deutschen steht die doppelte Verneinung im Englischen gewöhnlich für eine starke Bejahung.
Aber "colloquial" bedeutet sie auch oft eine starke Verneinung.
Bekanntestes Beispiel im Englischen ist:
"We don't need no education"

Auch im Deutschen - aber nur in der Umgangssprache bzw. dem Dialekt - gibt es diese doppelte Verneinung im Sinn einer (starken) Verneinung; da muss ich Tod widersprechen:
– Wann ihr kein Geld nicht habt;
– Nix Schönres nicht auf Erden;

In der deutschen Wikipedia findet sich dazu:
Die doppelte Verneinung findet in lyrischen Texten als Bekräftigung Verwendung:
So warm wie der Hans hat's niemand nicht (aus: Christian Morgenstern: Die drei Spatzen, siehe unten) ist zu lesen als: „So warm wie der Hans hat's wirklich niemand.“
Darüber hinaus sind Formen wie:
Das macht kein Mensch nicht.
Ich kenne niemand nicht.
heute im Hochdeutschen veraltet und werden nur noch zur besonderen Charakterisierung eines Sprechers in wörtlicher Rede verwendet.

[https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelte_ ... Verneinung]
Beispiele in deutschen Dialekten, insbesondere dem bairischen, gibt es in großen Mengen.

Was Rawlinson schreibt, liest sich auf jeden Fall besser als meine "Übersetzung", macht das Ganze halt glatter.
Ich meine (Achtung, das ist keine sachliche oder sachlich richtige Aussage), dass Lord Swivel ein adeliger Bauerntrampel ist, dem insbesondere in seiner Wut diese umgangssprachliche Ausdrucksweise über die Lippen kommt. Aber das mag an meinem Vorurteil gegenüber den Herren von und zu, auf und davon liegen. :-)
Zuletzt geändert von Eule am Freitag 11. März 2016, 18:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Feles Cum Libero
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Feles Cum Libero »

@Eule: Hm, dann muss ich meinen Mitmenschen mal genauer "aufs Maul schauen". Und mehr Morgenstern lesen. ;)
Wobei ich es schon witzig finde, dass ich aus einer Ecke Deutschlands komme, in der die doppelte Verneinung laut Wikipedia im Dialekt vorkommt, und ich mich nicht erinnern kann, das mal gehört zu haben.
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Eule »

Hi Feles c. L.,
du wirst es sicher nur sehr selten hören, weil nur wenige Leute heute ihren Dialekt wirklich beherrschen.
Sendungen im TV wie "Dahoam is dahoam" überliefern zwar dialektbezogene Färbungen, aber keinen echten Dialekt.
Dialekt hat seine eigene Grammatik, was z. B. auch das Geschlecht der Wörter betrifft (z. B. der Butter) und eben auch die doppelte Verneinung.
Ich kann allerdings dazu nur aus dem Bairischen etwas sagen.
Eine Riesensammlung enthält z. B. das dreibändige (und sündteure) Werk
Alfred Anton Stadlbauer: "Ergänzte Anmerkungen, ein Supplement zu Georg Queri: Kraftbayrisch".
Es handelt sich um die Jahresgabe 2005-2007 der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft (siehe ggf. im Internet).
Hier eine "kleine" Auswahl an doppelten Verneinungen:
„Bairisch gilt das Gegenteil: Nein bleibt nein; wer zweimal nein sagt, meint damit nicht minder nein: I hob no nia nix gsagd. – Ich habe noch nie etwas gesagt.“
„Eahm paßt halt nia koa Platz“ bedeutet: ihm paßt eben nie ein (Arbeits-) Platz.
Im folgenden einige Beispiele:
– gar nia koa Ziel
– koa Richtiger nia
– Dir gib ih fei koan Kerl net ab
– nirgads koa
– ’s Deandl, wo koan Arsch net hat
– Vergundt khein mensch dem andern nichts
– der kimmt ninderscht zu koan
– Wann ihr kein Geld nicht habt
– Nix schönres nicht auf Erden
– Daß neamd nix siahgt
– überhaupts koa Geld net
– Ih setz aber koan koa Ziel
– Koans sagt nix"

Es gibt im Bairischen sogar die dreifache Verneinung, als weitere Verstärkung.
– „Ma hot nia nix Unrechts net g’hört
- Mia ham eahm no nia koa bäss Woad ned geem. = Wir haben ihm noch nie ein böses Wort gegeben.
- Wei koana koa Gaid need hod. = Weil keiner Geld hat.“

Und halte dich fest: Die gibt es auch bei Terry Pratchett:
In Good Omens ist Hastur, nachdem Crowley Ligur mit Weihwasser erledigt hat, so außer sich, dass er flucht:
„… Weihwasser! Du Bastard“, fluchte Hastur. „Du gottverdammter Scheißkerl. Kein einziges Mal hat er dir niemals nichts getan!“
Original: “. . . Holy water. You bastard,” said Hastur. “You complete bastard. He hadn’t never done nothing to you.”

ich habe sogar eine weitere solche Stelle gefunden, und zwar im Song "Horse with no Name" von America:
...
In the desert you can remember your name
'Cause there ain't no one for to give you no pain
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Feles Cum Libero
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Feles Cum Libero »

@Eule: Das kuriose an der Sache ist, dass mir diese Verwendung der doppelten Verneinung im Englischen sehr wohl vertraut ist, aber offensichtlich nicht in meiner Muttersprache.
Mittlerweile ist mir aber wieder eingefallen, dass meine Großmutter (gebürtige Schwäbin) öfter die Formulierung verwendet haben soll: "I han nie nix gsagt". Also "Ich habe nie nichts gesagt", im Sinne von "Ich habe absolut nichts gesagt". Da ich das aber nie selber von ihr gehört habe, habe ich das wohl vergessen.
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Eule »

@Feles: Das kommt daher, dass das gedruckte/geschriebene Englische dem gesprochenen viel näher steht als das im Deutschen der Fall ist. Im Deutschen unterscheidet man ausgesprochen scharf zwischen Schrift- und Umgangssprache. Das macht es auch so schwer, in Übersetzungen umgangssprachlich zu formulieren: " ... 's is' halt so" oder "Hast 'es g'she'n?" --> "Hastes gsehn?" - um nur zwei Beispiele anzuführen. Die sind ganz einfach und schon in dieser Form schwer zu lesen.
Und mit Dialekt kann man (normalerweise) überhaupt nicht kommen. Dabei kommt Vieles erst im Dialekt 'rüber, was den Charakter einer Person ausmacht. Im Englischen ist das um Welten einfacher. Denk mal nur an "isn't". Sogar "ain't" wird gedruckt. Und das ist knallhart Umgangssprache bzw. schichtspezifischer Dialekt. Auf Fanpostern habe ich 1965 schon gelesen "We luv you".
Sergeant Shadwell in Good Omens ist ein Höhepunkt hinsichtlich der unterschiedlichen Sprechebenen. Er ist überall und nirgendwo zu Hause. Aber wie soll ein Übersetzer das im Deutschen machen? Die schichtspezifischen Unterschiede sind im Deutschen deutlich weniger ausgeprägt, hingegen gewaltig die regionalen, die Dialektunterschiede. (Ich hab's in meiner privaten Übersetzung versucht mit unterschiedlichen Dialekteinflüssen von Frankisch über Schwäbisch bis Sächsisch wiederzugeben).
Da wir in der Schule alle zu Hochdeutsch erzogen worden sind, fehlt den Meisten von uns ein feineres Gespür für Dialekt.
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Bat »

So, ich habe jetzt auch Shepherd's Crown gelesen. (auf englisch)
Ich fand es ok. Es fühlte sich für mich aber in einigen Teilen irgendwie unvollständig an. Irgendwie fand ich auch die Elfeninvasion, die eirgendwie recht lange aufgebaut wurde, zu schnell vorbei war. Auch das Ende der Elfenkönigin war so... antiklimatisch Die Idee um Geoffrey fand ich gut, aber in der Art wie er vorkommt fand ich es entweder zu viel oder zu wenig. Entweder hätte er mehr Raum gebraucht, dann wär es aber kein Tiffany sondern ein Geoffrey-Roman geworden oder er hätte deutlich weniger Platz einnehmen dürfen, um eine "echte" Nebenfigur sein zu können.

Beim Lesen habe ich mehrmals gedacht, dass es die richtigen Themen für ein Abschiedsbuch aufgegriffen hat.

Zur Doppelten Verneinung: Eule, dein Beispiel aus Good Omens "Kein einziges Mal hat er dir niemals nichts getan!" ließ mich direkt an kleine Kinder denken, die Sprachregeln noch lernen. Die Kinder verwenden Verneinungen auch gerne möglichst gehäuft, um zu bekräftigen, dass sie wirklich nichts getan haben.
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Max Sinister »

Jetzt habe ich also auch "Die Krone des Schäfers" gelesen. Fühlt sich irgendwie seltsam an. Alle SW-Romane ausgelesen... Wenigstens bleibt mir für die Zukunft noch "Die lange Erde".

Zu der Übersetzung haben Rapunzia und andere ja schon einiges gesagt. Ich will nur eine Sache hinzufügen: "Ach Gottchen". Warum sagt Tiffany das? Monotheistin ist sie doch nicht... Was sagt sie im Original? "Bigods" wie Mustrum, also "Bei 'n Göttern", wie ich es übersetzen würde? - Der Name "Gottfried" passt deshalb auch nicht so ganz. Der eine Vampir aus CJ/RB heißt ja auch Kryptopher, weil es auf der SW kein Christentum gibt.

Eine Kleinigkeit noch: Der eine Elfenname, "Erbsenblüte". Hieß es in LL nicht, dass das nicht sein richtiger Name wäre, dass nur Oma ihn so nennt? Die Elfenkönigin hat es doch gesagt... hat sie da gelogen? Möglich wäre es... "Nachtschatten" als wahrer Name der Königin war wiederum gut gewählt.

Und dann die Geschichte mit Letice Earwig. Am Anfang tritt sie gegenüber Tiffany durchaus antagonistisch auf. Hätte mich nicht gewundert, wenn sie die Hauptgegnerin wird. Aber am Ende steht sie dann doch auf der Seite der Hexen. Irgendwie ist da noch was unklar geblieben, was da jetzt in ihrem Charakter vorgeht. Müsste vielleicht das Buch nochmal lesen, warum nicht. - Und sie erweist sich als nützlich, obwohl sie doch sonst eher Show-Effekte und Gelaber als echte Hexenmagie zu bieten hat. Warum? Weil sie ein so übersteigertes falsches Selbstwertgefühl hat, dass der Elfen-Glamour nicht auf sie wirkt? Während sich alle anderen unter der Wirkung ganz klein und hässlich vorkommen? Es scheint irgendwo Sinn zu ergeben, aber richtig toll ist das auch nicht. Sollen wir jetzt froh darüber sein, dass es Leute wie Letice Earwig auch auf der Rundwelt gibt? Damit wir gegen Angriffe von Elfen (oder so) geschützt sind? Ich denke da auch an einen orangenen Ex-Präsidenten... was soll's, Donald J. Trump natürlich.

Alles in allem: "A mixed bag", wie die Amis sagen würden. Trotzdem nicht schlecht. Sollte das Original lesen. Viele SW-Romane werden beim zweiten Lesen besser...
Ein provokantes Alternativgeschichte-Projekt: https://althistory.fandom.com/de/wiki/W ... BCrfeln%3F
Max Sinister
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Max Sinister »

Ach ja, wegen PTerry's Ideen zu neuen Büchern, wie z.B. die Erlebnisse von Maurice als Schiffskatze: Auch wenn ich TP's Wunsch respektiere, dass niemand die Bücher fortführen soll, hätte ich selbst ein Buch aus den Fragmenten gerne gelesen. Von vielen bekannten Schriftstellern wurden unfertige Texte veröffentlicht, und Terry ist weder der unbekannteste noch der schlechteste.
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RedEric
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Re: The Shepherd's Crown - Slipcase Edition

Beitrag von RedEric »

nach langer Zeit...

Ich hab als Urlaubslektüre alle Tiffany Way Bücher am Stück gelesen.

Nach langem Abstand zum ersten mal lesen fällt immer noch massiv auf wie unterschiedlich Brandhorst und Rawlinson übersetzen. Und mir gefällt Brandhorst wesentlich besser. Es liest sich flüssig und lustig. Die erste Übersetzung von Rawlinson geht, die vorliegende ist furchtbar. Gestelzt und holprig zu lesen.

Ein schönes Beispiel von Eule:
Eule hat geschrieben: Dienstag 22. Dezember 2015, 19:38 Ich habe gerade beide Texte nebeneinander gestellt und bin verwundert, wie frei, sehr frei, hier übersetzt ist.
Von Terry Pratchetts Stil finde ich nur noch wenig.
Beispiel S. 42, der 2. Teil des Satzes:
Aber Esmeralda Wetterwachs war in solchen Dingen äußerst gewissenhaft, und schon zeitigten ihre Bemühungen strahlende, ja geradezu blendende Erfolge.

Original
Esmerelda Weatherwax was meticulous in these things and the privy yielded to her efforts and, yes, it shone. Amazingly so.
Ich hab das mal durch den Google Translator gejagt:

"Esmerelda Weatherwax war in diesen Dingen akribisch, und die Toilette gab ihren Bemühungen nach, und ja, sie glänzte. Erstaunlicherweise."

Da klingt dessen Übersetzung noch besser. Gut den gabs damals nicht in der Qualität.

Ansonsten hab ich im Englischen Wiki gelesen, dass Pratchett vorhatte am Ende des Buches darzulegen, dass Esme in der Katze Du war und sie im Nachwort erst vom TOD geholt wird. Hat er wohl nicht mehr geschafft.

Weiß jemand ob das Ansinnen alle alten Bücher neu zu übersetzen wirklich in angriff genommen wurde?
Ponder
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Re: Meinungen zu "The Shepherd's Crown"

Beitrag von Ponder »

Ich muss zugeben, dass ich diese Übersetzung von Rawlinson nicht gelesen habe. Allerdings finden sich auch hier im Original einige Stellen, die etwas gestelzt und holprig klingen. Im Nachwort der englischen Ausgabe schreibt Rob Wilkins auch, dass hier Pratchett diesen Feinschliff leider nicht mehr einbringen konnte. Den von dir angesprochene Epilog mit Esme und Tod (der Charakter schreibt sich normal, auch wenn er in Kapitälchen spricht) konnte Pratchett wie schon vermutet auch nicht mehr schreiben, wobei ich gar nicht beurteilen möchte, ob diese Wendung das Buch wirklich besser gemacht hätte.

Das Ansinnen die Bücher alle neu zu übersetzen scheint irgendwie eingeschlafen zu sein. Seit einiger Zeit sind keine neuen Übersetzungen mehr erschienen. Ob sich das in Zukunft wieder ändert ist natürlich nicht ausgeschlossen, für den Moment sieht es für mich nicht danach aus.
Spend more taxes on waging war against the lack of marshmallows!
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