Steife Prise - gar nicht mal so gut?

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Rasen
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Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Rasen »

Hmmm also ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, aber mich interessiert mal die Meinung anderer Fans (falls ihr sie denn mit mir teilt). Ich hab Snuff jetzt grad durch, habe es weggelegt und muss einfach sagen, ich bin nur geschockt.

Ich fand es das schlechteste Buch von Pratchett bisher und das mag was heißen, denn ich fand alle gut. Manche mehr, manche weniger, aber sie waren alle gut. Klar, dass man nicht immer solche Knaller raushauen kann - wie „Die Nachtwächter“ was an Spannung und Action kaum zu überbieten ist oder so was total lustig-verrücktes wie „Mummenschanz“ oder „Die volle Wahrheit“.

Aber hätte mir jemand heute gesagt, dass SNUFF nicht von Pratchett ist, ich hätte es ohne zu zögern geglaubt. Irgendwie ist meiner Meinung nach der Charakter von Mumm total vermurkst. Wieso ist er denn auf einmal ein selbstgerechter stundenlange Monologe führender Besserwisser? Ich war während dem Buch teilweise von seinen Ausführungen total genervt, die das komplette Buch vor sich hinplätschern. Ein Wächter tut dies, ein Wächter tut das… blablabla Ständig stellt er was Schlaues fest, verbessert die Leute in seinem Umfeld und beschreibt sich als den Oberapostel.

Ich erkenne einfach den alten Mumm nicht wieder, der in einer Situation rutscht und die dann Bruce-Willis-mäßig rockt. Er war doch nie ein Mann vieler Worte, sondern mehr der Taten (und damit meine ich jetzt nicht Gewalt). Die Szene mit der Prügelei mit dem Schmied vor der Kneipe, da hätte ich mir ja fast gewünscht, dass er eine fängt, damit endlich Ruhe ist. Mumm hat mich das ganze Buch an diese dicke Pastetenfrau Glenda erinnert, …

Ich fand auch die düsteren (<- ist vielleicht nicht das richtige Wort) Elemente total fehlplatziert, diese ständige „die Welt ist schlecht“-Stimmung verstehe ich gar nicht. Das hat im Club der unsichtbaren gelehrten angefangen, das Mitternachtskleid ging in eine ähnliche Richtung, alles wird dunkler und kritischer. Und klar auch in den alten Büchern gab es Gewalt und „schlechte“ Dinge, aber Pratchett hat es damals meiner Meinung nach immer mehr dem Leser überlassen, zu beurteilen und vorallem die meisten Sachen dann auch wieder subtil weggescherzt.

Also ich weiss nicht, ob ich das jetzt nur so sehe, … also versteht mich nicht falsch, ich habe alle seine Bücher gelesen und viele schon über 10-mal. Wenn Oma Wetterwachs sich am Ende von Mummenschanz auf den letzten Seiten entscheidet ihre Wunde jetzt zu nähen läuft es mir immer noch kalt den Buckel runter.

Aber ich fand das Buch einfach nur Mist.

Geht das nur mir so?

Grüße,
Rasen
Tod
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Tod »

Hallo Rasen,
als Mist würde ich das Buch nicht gleich bezeichnen wollen, allerdings gebe ich dir in vielen deiner Punkte recht. Auch mir hat es nicht so gut gefallen, wie andere Scheibenwelt-Romane, auch wegen der von dir aufgeführten Punkte. Ich fand es sehr erschreckend, wie er seinen Butler auf die Leute losgelassen hat ("Ich schaue jetzt mal weg..."). Selbst wenn sie es verdient haben, war das für mich bisher genau das Verhalten, gegen das Mumm vorgegangen ist, nicht das, was er selber veranlasst hat.
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Anjali
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Anjali »

Hallo!

Ähm, also ich muss zugeben, Mumm hat mich diesmal auch ein wenig irritiert. Da ich nicht so der Experte für die Wachen bin, hab ich das nicht so ernst genommen, aber mir ging es ähnlich wie euch. Vor allem hat mich auch diese heftige Gewaltbereitschaft ein wenig verschreckt. Pterry hat ja schon immer ein wenig zu Selbstjustiz geneigt, aber diesmal war es für meinen Geschmack dann doch zu viel. Ich habe mich immer gefragt, ob dieser Mumm dem Gfähr widerstanden hätte.

Bei den anderen Punkten kann ich jetzt nicht so ohne weiteres mitgehen. Es stimmt schon, dass sich die Grundathmosphäre mit der Zeit gewandelt hat, aber Pterry ist ja auch älter geworden. Ich habe das Gefühl, er wird immer mehr vom Spaßmacher zum Grübler. Ich fand "Steife Prise" jedenfalls ok. Im großen und ganzen hat es Spaß gemacht und es waren ein paar schöne Ideen dabei. Das große Feuerwerk war es nicht, aber das erwarte ich ehrlich gesagt auch nicht mehr.
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Rasen
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Rasen »

Na da bin ich ja beruhigt, dass andere das auch ähnlich sehen... ;)
Ich fand es sehr erschreckend, wie er seinen Butler auf die Leute losgelassen hat
Ja, absolut - das passt einfach einiges nicht zusammen. Ebenso bei Wilikins, er war ja immer der Butler, der seine Vergangenheit in den Straßen lange hinter sich hat, aber sollte doch unter unangenehmen und sonderbaren Umständen Not am Mann sein, dann war er da (und zufälliger weise gerade mit dem Eis-Messer im Keller zugange). Er war immer so cool. Jetzt ist er mehr so der Bodyguard für den plappernden Mumm ;)
Es stimmt schon, dass sich die Grundathmosphäre mit der Zeit gewandelt hat, aber Pterry ist ja auch älter geworden. Ich habe das Gefühl, er wird immer mehr vom Spaßmacher zum Grübler.
Genau das meine ich. Aber mir fällt das jetzt erst in den letzten 3 Büchern auf. Kurz davor war noch alles im Lot "Klonk" war echt gut, "Going Postal" fand ich so richtig witzig. "Schöne Scheine" war zwar ein Abklatsch von GP aber trotzdem ganz unterhaltsam. Aber dann die letzten 3... da gings irgendwie bergab ;)
Ich habe mich immer gefragt, ob dieser Mumm dem Gfähr widerstanden hätte.
Ja guter Punkt. Das ist die Frage. Denn genau dieser Charakterzug hat ihn ja immer ausgemacht. Kurz davor die LInie zu übertreten, aber dann doch innegehalten und dann ein schlechtes Gewissen gehabt so kurz davor gewesen zu sein. Heute stellt er sich auf den Dorfplatz und hält eine Rede ;)

Was ich auch nicht verstehe, in Klonk hat ihn doch die Rufende Dunkelheit verlassen, daher doch die Austrittsnarbe am Handgelenk und jetzt auf einemal hat er Superkräfte von einem Dämon. Ich glaub ich hab da was falsch verstanden.
Das große Feuerwerk war es nicht, aber das erwarte ich ehrlich gesagt auch nicht mehr.
Wie kommst du drauf?
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Anjali
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Anjali »

Naja, Pterry ist ja nun mal leider ein alter Mann mit einer schweren Krankheit. Ich weiß zwar nichts genaues über seinen Gesundheitszustand, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann fällt es ihm zunehmend schwerer überhaupt noch Bücher zu schreiben. Darum erwarte ich nicht mehr so viel von ihm und freue mich um so mehr über die Bücher, die er noch zu schreiben schafft.

Die Grundathmosphäre hat sich meiner Meinung nach schon vorher verändert, bzw. begonnen zu verändern. Das kann ich jetzt aber nicht wirklich belegen, denn es ist eher ein Gefühl. ;)
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DuMistvieh
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von DuMistvieh »

Man sollte auch bedenken, dass Mumm einfach nur älter geworden ist; und er wird natürlich auch von anderen beeinflußt: von Sybil, Vetinari, die anderen Wächter und seinem Sohn. Das kann einen Mann verändern; seine Prioritäten sind jetzt ganz anderes: vorallem möchte er seinen Sohn vor dem Übel der Welt "da draußen" schützen und übertribt somit vielleich ein bisschen. Aber Mumm hat auch schon früher immer mit seinem "inneren Mumm" gerungen und mit diesem Zwiegespräch geführt.
Bei Vetinari sehen wir das übrigens auch. Er hat sich verändert, zum Teil auch durch Mumm. Beide haben sich gegenseitig beeinflußt. Wie ich schon anführte, es sind numher wieder 6 Jahre ins Land gegangen.
Man müste allerdings auch noch die Originale der Romane kennen, vielleicht ist auch viel der Übersetzung geschuldet. Vielleicht kann jemand was dazu sagen, der die englischen Originale, der von dir erwähnten Bücher, gelesen hat.
Wenn du eine Zitrone erwischst, musst du Limonade daraus machen.
Dr.Wednesday
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Dr.Wednesday »

DuMistvieh hat geschrieben: Man müste allerdings auch noch die Originale der Romane kennen, vielleicht ist auch viel der Übersetzung geschuldet. Vielleicht kann jemand was dazu sagen, der die englischen Originale, der von dir erwähnten Bücher, gelesen hat.


Hmm, wie soll das gehen? Ein Übersetzer kann Wörter falsch übersetzen, holprige deutsche Sätze zusammenschustern, sperriger formulieren als es sein Kollege getan hätte - aber wie kommst du darauf, dass eine Romanfigur durch die Übersetzung plötzlich eine ganz andere wird? Glaubst du wirklich, Mumm hält im Original keine belehrenden Reden, sinniert nicht so viel herum, hat die Rufende Dunkelheit nicht in sich, macht sich nur halb soviele Gedanken über Recht und Gesetz wie in der Übersetzung? Glaubst du, er schickt in der Übersetzung Willikins nicht vor, um seine Gegner einzuschüchtern?

Das wäre allerdings ein starkes Stück. Ich kann dir aber versichern - dem ist (selbstverständlich) nicht so.

Nix für ungut,
Gerald
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Frau Wetterwachs
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Frau Wetterwachs »

Ich fand das Ende irgendwie aufgesetzt. Der Bösewicht flieht und Wilikins ist zur Stelle und erwischt ihn?
Alles war doch so gut geregelt. Die Spannung perfekt aufgebaut und gut zuende gebracht. Und dann nochmal dieses Aufflackern der Gewalt. Das hat irgendwie den harmonischen Abschluss zerstört und mich irritiert.
Seltsam fand ich auch die Gespräche zwischen Vetinari und Drumknott. Sehr kryptisch. Oder bin ich nicht schlau genug?
Alles in allem habe ich das Buch aber doch genossen und bin dankbar, das TP sich immer noch aufraffen kann um weiterzuschreiben.
Rasen
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Rasen »

Wie ich schon anführte, es sind numher wieder 6 Jahre ins Land gegangen.
Ja,… ich glaube auch, das TP hier versucht hat eine Entwicklung abzubilden,… naja vielleicht ist es einfach nicht gelungen. Ich hoffe mal es wird noch mal zu einem Wachenroman kommen und dann wieder mit dem früheren Mumm. Ich hoffe nur das Raising Taxes, falls es noch erscheint, nicht auch noch Feucht grundlegend verändert…
Man müste allerdings auch noch die Originale der Romane kennen, vielleicht ist auch viel der Übersetzung geschuldet. Vielleicht kann jemand was dazu sagen, der die englischen Originale, der von dir erwähnten Bücher, gelesen hat.
Ich glaube auch nicht, dass der Unterschied in der Übersetzung zu finden ist. Ich lese die neuen Bücher eigentlich immer erst auf Englisch und bin da jetzt kein Fachmann, aber die „Stimmung“ hab ich da genau so empfunden wie in der deutschen Version.

Dr. Wednesday, dass du dich hier der Kritik stellst und mitdiskutierst, finde ich super. Ich glaube nicht an eine grundlegende Veränderung der Charaktere, vor allem wie du schon sagst, bleiben die Handlungen ja gleich.
Du hast in einem anderen Thread geschrieben, dass du dich bei der Anrede an den normal geltenden Regeln orientierst. Ich fand das mit dem „Sie“ nicht störend, aber als er am Ende auf dem Schiff den Strassfurt überwältigt, da passt das „Sie“ nicht mehr, das ist mir sogar aufgefallen, ohne von der Diskussion zu wissen. Da wollte der Typ grade seinen Sohn und seine Frau umbringen und sagte „ich lasse sie jetzt los“… aber sonst ist mir "der neue Übesetzer" kaum aufgefallen.

Aber alles in allem hoffe ich natürlich auch, dass wir noch ein paar Bücher zu lesen bekommen... auch wenn sie sich verändern.

Grüße,
Rasen
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DuMistvieh
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von DuMistvieh »

@ Dr.Wednesday: Ich hatte das vielleicht etwas zu harsch ausgedrückt; natürlich bleiben die Handlungen gleich, es sei denn es wird falsch übersetzt (was früher auch schon bei Brandhorst passiert ist, und somit zb ein Satz genau das Gegenteilige aussagte wie der englische Originalsatz. Auch dürfte es bekannt sein, dass Brandhorst zb bei "Das Erbe des Uaberers" einen ganzen Absatz einfach hinzudichtete).
Ich meinte eher kleine subtile Veränderungen, so dass sich Bedeutungsschattierungen ergeben, die im Deutschen anderes aufgefasst werden (könnten). Da könnte auch ein kleiner Fehler eine große Wirkung haben.
Da ich aber wie gesagt das Original nicht kenne, wollte ich ja Meinungen hören von Leuten, die es auf Englisch gelesen haben. Rasen hat ja schon was dazu geschrieben; nichts anderes wollte hören.
Ich bin aber davon überzeugt, dass sie die Übersetzung mit bestem Wissen und Gewissen ausgeführt haben; also nix für ungut!
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Dr.Wednesday
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Dr.Wednesday »

@Dumistvieh
Nee, schon klar. Das eine wären grobe Eingriffe und im Widerspruch zum Original veränderte Charakterzüge/Eigenschaften, von Weglassen oder Dazudichten ganz zu schweigen, das andere (was du wohl meintest), sind eben viele kleine Wörtchen, die - wenn häufig falsch oder knapp daneben gewählt - eine Figur auch ein wenig "verschieben" können.
Haben wir ja geklärt ;)
@Rasen
Ja, hätte man an der Stelle auch anders machen können. Ich hab jetzt nicht mehr ganz parat, wieso ich mich hier so oder so entschieden habe, aber das ist dann wirklich Empfindungssache: bleibt Mumm korrekt/sachlich, weil er als Polizist eine Verhaftung durchführt, oder geht mit ihm der Privatmann durch, der im Eifer des Gefechts durchaus zu einem Schurken (der gerade seinen Sohn umbringen wollte) "Du blödes xxxx" sagt, bzw. ihn auf jeden Fall duzt. Müsste ich jetzt noch mal genauer nachschlagen, aber darum geht's wohl nicht.

Bin immer wieder erstaunt, wie genau hier gelesen wird - sowohl das Original, als auch die Übersetzung :geek:
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Jollinar
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Jollinar »

Hallo Allerseits!

Jetze muß ich doch mal was dazu äußern... 8-)

Hatte Eure Bedenken gelesen, bevor ich mit dem Buch anfing und es somit extrem kritisch durchgearbeitet. Und ständig nach Unstimmigkeiten GESUCHT! :shock:

Mumm ist anders, er hat sich weiterentwickelt.
Ich kann jeden Punkt seinens Handelns und Denkens nachvollziehen.
Mumm ist älter und Vater:
Ich bin Mutter von zwei Söhnen, von denen der große gerade die Laufbahn der Wache nimmt. Bin in jeder Hinsicht parteiisch, unkritisch und würde die Dunkelheit, die in uns allen wohnt und nur gerade ruht, weil wir und unsere engsten Mitmenschen nicht betroffen sind von Gewalt, Unheil und drohedem Tod, sofort wecken, innerhalb von Bruchteilen von Sekunden- eben solange, wie das Adrenalin braucht und ganz sicher auch wie eine Furie meine Familie verteidigen bis zum Tod- auch wenn es den Tod meines Gegenüber bedeutet.
Wer von Euch hat Kinder? Die Welt ändert sich sofort und wir uns insbesondere. Und täglich hinterfragen wir uns ( hoffentlich!), ob wir richtig handeln, wenn wir unser Kind schützen und ob sie wiederkommen, wenn wir sie alleine in die Welt schicken und das nur für eine Busfahrt...
Ich bin etwas jünger als Mumm, also schon in der Mitte angelangt und habe besonders über die Eheliche Telepathie lachen können- kann ich voll und ganz nachvollziehen. Diese auch sehr guten Erfahrungen einer Beziehung kann ich nach mindestens 20 Jahren Liebe zu einem Menschen nur empfehlen.

Im Großen und Ganzen war es ein tiefsinniges Buch über unser Menschsein und die Grauzohnen zwischen Gut und Böse, die wir alle in uns tragen.

Ein gesundes und friedliches Jahr 2013 wünsche ich uns allen!
Gruß Jollinar
Wenn wir bedenken, daß wir alle verrückt sind, verschwinden die Mysterien und das Leben ist erklärt.
Mark Twain
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Wee Free Tiikeri
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Wee Free Tiikeri »

Alles, was die anderen schon gesagt haben... Naja, fast. Ich hab's bisher nur auf Englisch gelesen und fand die Gewaltbereitschaft jetzt nicht soo weit weg vom Mumm vor ein paar Jahren. The Summoning Dark war okay, hilfreich und wann und wo sie kommt oder geht, habe ich nicht im Kopf.

Was mich aber wirklich gestört hat, ist in der Tat einmal die völlig verschobene Rolle von Willikins. Ich mochte den stets korrekten Butler, dessen Straßenvergangenheit in Jingo/Fliegende Fetzen überhaupt das erstemal dezent aufschimmerte. Und dabei blieb's. Hier ist das ein Dauerthema geworden und mein inneres Auge zeigt mir einen vernarbten brutalen Schläger in Lakaienuniform. Schade drum.
Und natürlich die besserwisserischen Mumm-Monologe Marke "Ich erklär euch jetzt mal, wie die Welt läuft" - sei es, dass er den fünf braven Töchtern mit einer schlauen Rede die Augen öffnet, sei es, dass er ständig erklärt, was Wächtersein bedeutet...
Die Meinung, die dahintersteht, ist nicht neu, kam aber bisher subtiler rüber. Und das ist bei dem Mitternachtskleid das gleiche Problem: Tiffany erklärt ständig, was es heißt, Hexe zu sein. Holzhammermäßig.
:arrow: Die Erklärung dafür hat Anjali bereits gegeben und ich stimme ihr in allen Punkten zu.
Dinnae fash yersel', mistress.
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Waldtroll
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Waldtroll »

Gewalt und die Rechtmäßigkeit ihres Einsatzes spielt (meines Erachtens) in allen Wachen-Romane ein große Rolle. Schon in Night Watch/Die Nachtwächter gings recht heftig zur Sache, wenn ich da z.B. an Reginald und andere leider nicht wieder Auferstandene denke.

Sam versucht halt, den Leuten dort auf dem Land ihren Standesdünkel, ihren blinden Gehorsam zur 'Obrigkeit' (egal ob Magistrat, Adel oder Familientradition) und vor allem ihren gewalttätigen Speziesismus bzw. dessen gleichgültige Duldung auszutreiben.
Einfach weil es ihn teils entsetzt und teils in Rage bringt, solche Zustände nur ~2 Tagesreisen von AM entfernt vorzufinden. Gleichzeitig sieht er durch seinen Sohn und dessen kindliche Naivität und Unvoreingenommenheit quasi ein leuchtendes Vorbild für sich und andere. Er selbst ist ja auch verhalten speziesistisch, würde aber trotzdem nie nur aus diesem Grund ein Lebewesen seiner Spezies wegen töten oder als Sklaven halten.

Willikins muss ihm bei dieser Aufgabe mangels anderer geeigneter Helfer (ich sage nur: Upshot/?) als 'Gentleman's Gentleman' zur Hand gehen, worauf er in AM dank der dortigen Strukturen (Stadtwache, quasi Immunität für Sam) weitestgehend verzichten kann. Und das geht halt nicht ganz so stilvoll wie gehabt.
Don't ban Trollz - hug 'em inst'ad!
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Seuchenrabe
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Re: Steife Prise - gar nicht mal so gut?

Beitrag von Seuchenrabe »

Ich habe "Voll im Bilde" auf Deutsch gelesen (Im Orginal scheint es zu Funktionieren).... das reicht warum ich Snuff nicht für ein schlechtes Buch halte.

Ich finde es ist der Schwächste *hust* Stadtwachen Roman. aber nicht das Schwächste Scheibenweltbuch.
Natürlich frage ich mich: Wie viel Terry steckt noch in Snuff, wie viel wurde ihm bereits unter die Arme gegriffen.
Aber ich glaube ohne den Kontrast zu Karotte funktioniert die Figur Mumm nicht so gut. Ein Mumm der sich zusammen nimmt weil er einen Sohn im Schlepptau hat der mitbekommt was sein Vater alles tut und was nicht ist eben nicht mehr der Zynische und verdammt zähe Mistkerl mit der Dienstmarke von früher.

Der Alte Mumm hätte Wikins noch am ersten Abend vor die Tür vom Hausverwalter gestellt um ihn zu warnen wenn Sybil oder klein Sam unerwartet am Dienstzimmer vorbei kommt und geklärt wer der "Kommandant" und wer der " Kommandierende Hausmeister" ist noch bevor der Stallknecht die Kutschpferde abgesattelt hätte....

Aber ich Mochte die Nebenfiguren, und ich finds gut das meine beiden Lieblings Spezies in Unseen Academicals und Snuff nun auch einen Platz auf der Scheibe bekommen haben... auch wenn Goblins ja schon als Hintergrund Spetzies vorgekommen sind.
Das es auch mal etwas dunkler sein kann finde ich sogar recht gut. Die Disk is eben kein Utopia und als Spiegel aller Welten gibt es eben auch ein paar echt miese Drecksäcke.

Mal sehen, "Raising Steam" steht ja in den Startlöschern.
Ich bin gespannt.
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