Jop, Feles hast das grad gut zusammengefasst. Eine kleine weitere Relativierung:
Wenn wir über Moral sprechen, greifen viele automatisch auf für sie bestehende moralische Systeme zurück. Rein theoretisch, ist Moral ja aber nicht mehr, als der Wunsch, gut zu handeln. Was genau das bedeutet, ist dann eine Frage der Interpretation. Wie Feles schon sagte, kann da auch "Ich tue, was ich will, denn das ist gut für mich." drunterfallen.
Dann gibt es eben auch die jahrhunderte alten Diskussionen darum, ob Moral das ist, was ich möchte, oder das, was ich tue. Also genau der Diskurs, den Gnoll angefangen hat. In seinen Beispielen wird klar, wo die Vorstellungen, dass Moral nur das ist, was ich möchte, anfängt brüchig zu werden. Es gibt aber auch da ein Gegenargument: Wenn ich etwas tue, was gut sein soll und ich in dem Moment nicht sehe, dass es schlechte Folgen hat, bin ich dann ein schlechter Mensch? Wenn ich zum Beispiel ein Tier schlage, weil ich denke, es könne nicht leiden, obwohl ich eigentlich, kein Leid verursachen möchte. Ok, ist vielleicht erstmal ein schlechtes Beispiel, aber früher dachten noch viele Leute so von Tieren.
Und ganz wichtig: Wenn man über Moral diskutiert, ist es immer hilfreich, sich bewusst zu sein, ob man jetzt darüber reden möchte, was dieses Phänomen des menschlichen Lebens ist und wie es Zustande kommt, oder ob man darüber reden möchte, was man gut oder schlecht finden. Anfangen sollte die Diskussion hier im Sinne der ersten Einstellung ablaufen und rutschte immer wieder in die zweite.
Wenn Gnoll zum Beispiel die korrumpierende Macht anbringt: Philosophen wie Hobbes und Macciavelli waren durchaus nicht der Meinung, dass Machtmissbrauch der Regierenden zu tadeln wäre, bzw. dass es sowas überhaupt gibt. (Achtung, Polemik!
) Was die Leute für falsch und richtig, gut und böse halten, ist also soooo rellativ, dass man damit nicht wirklich weit kommt, um die Grundzüge der Moral im Allgemeinen zu ergründen.
Ist also alles nicht so einfach.
Wenn ihr möchtet, kann ich ein paar Diskussionregeln einführen, bzw. die Diskussion etwas ordnen (zum Beispiel mit Zwischenfazits oder Fragen, die zurück zum Hauptstrang führen oder dergleichen) damit wir am Strang der eigentlichen Frage bleiben und quasi geordnet diskutieren. Das hilft manchmal, um nicht vom 100. ins 1.000. zu kommen. Ich persönliche finde allerdings auch unser derzeitiges Sammelsurium sehr schön, weil jeder sagen kann, was ihm einfällt und jeder das aufgreifen, worauf er was zu sagen hat. Das ist ersten natürlicher und zweitens auch entspannter. Schließlich sind wir ja nicht hier, um endlich die großen Fragen der Welt zu lösen.
Sagt mir einfach was ihr gern hättet!
P.S. Wie im Tagebuch angekündigt, werde ich das Wochenende über allerdings nicht da sein. Bis dahin kann hier so oder so fröhliche fruchtbare Anarchie herrschen.