Steife Prise - Jung

Diskussionen rund um die flache Welt.
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Hundefreund
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Steife Prise - Jung

Beitrag von Hundefreund »

Mahlzeit zusammen!

Ich bin gerade dabei Steife Prise zu lesen, bin also mitten drin und würde mich freuen, wenn niemand spoilert ;)
Bisher bin ich ganz zufrieden mit der neusten Schöpfung. Es macht noch immer Spaß zu lesen. Nur kommt jetzt das berühmte Aber. Zunächst war ich erstaunt über Willikins. So war er noch in Klonk! recht kühl und fast distanziert gegenüber Mumm. Auf der anderen Seite sind seit dem letzten Mumm-Roman sechs Jahre vergangen. Ich denke einfach, dass der Gute etwas aufgetaut ist. Damit könnte ich leben. Was aber so gar nicht geht ist Jungs Übersetzung ins Deutsche. Die höfliche Anrede des Sie ist ja nun nicht neu, und noch immer befremdlich. Allerdings war ich sehr verwirrt, als von den Spielzeugen für Klein-Sam berichtet wird. „...es gab sogar ein Segelflugzeug!“ Aha? Leonard da Quirm träumt seit Jahren vom Fliegen, und die Familie Käsedick hat schon ein Flugzeug? Ich mag eingestehen, dass dieser Fehler so übersetzt wurde, und von Pratchett selbst begangen wurde.

Aber der Satz „er war voll wie eine Haubitze“ geht ja mal gar nicht. Natürlich ist das bei uns in Deutschland ein geflügeltes Wort. Allerdings gibt es diese Artillerie-Geschütze erst seit dem 19. Jahrhundert. Da Quirm hat zwar das „Gfähr“ erfunden, und es wurde gebaut. Aber eine Haubitze?

Ich meine hat Jung mal die alten Romane gelesen? RICHTIG gelesen? Oder übersetzt er einfach Seite für Seite, ohne den Inhalt zur Kenntnis zu nehmen?
Abschließend würde ich gerne wissen, ob jemand weiß warum Andreas Brandhorst die Romane nicht mehr übersetzt.

Gruß

Hundefreund
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TheLibrarian
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von TheLibrarian »

Was spricht denn dagegen, dass es zwar Spielzeug-Flugzeuge gibt, aber kein entsprechendes Gerät, das auch Menschen zu tragen in der Lage ist?
Zur Haubitze: Zum Einen schreibt Pratchett selbst manchmal Sätze, die nicht funktionieren, wenn man sie nur im Scheibenwelt-Kontext betrachtet und alles ausblendet, was man über die Rundwelt weiß. Zum Anderen lassen manche englischen Redewendungen einfach nicht übersetzen (oder eine wörtliche Übersetzung würde hier nur auf Unverständnis stoßen), man muss also eine sinngemäße deutsche Entsprechung suchen. Und ich bin mir sicher, dass Herr Jung einige Zeit an alternativen, genauso aussagekräftigen Übersetzungen gesucht hat, bevor er sich für die Haubitze entschied. (siehe hier)
Hundefreund hat geschrieben:Ich meine hat Jung mal die alten Romane gelesen? RICHTIG gelesen? Oder übersetzt er einfach Seite für Seite, ohne den Inhalt zur Kenntnis zu nehmen?
Die Frage wird in diesem Interview geklärt.
Die EU-Minister warnen:
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Feles Cum Libero
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Feles Cum Libero »

@Hundefreund: Ich habe "Snuff" nur im Original gelesen und kenne die deutsche Übersetzung nicht. Da ich das Buch gerade nicht da habe, kann ich wegen des Segelflugzeugs nicht nachschauen. Aber bei der "Haubitze" kann ich dir weiterhelfen:
Das Wort "Haubitze" ist ein gutes Stück älter als das, was wir heute darunter verstehen, siehe z.B. im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache oder die Wortherkunft beim entsprechenden Eintrag auf Duden.de. Auch der Artikel in der Wikipedia verweist darauf, dass vor dem 19. Jahrhundert Kanonen, die Steinkugeln verschossen, als "Haubitzen" bezeichnet wurden.
Nun kamen Kanonen auf der Scheibenwelt bereits in "Interesting Times" vor, von daher halte ich es durchaus für möglich, dass das Wort "Haubitze" auch auf der Scheibenwelt existieren könnte.

Davon abgesehen: Die Scheibenwelt ist nicht unsere Welt und die technologische Entwicklung schreitet dort anders voran als bei uns. So befindet sich das derzeitige Ankh-Morpork eindeutig in der Phase der Industrialisierung, aber wir haben noch nichts von einem massiven Einsatz von Dampfmaschinen zu lesen bekommen, auch wenn das Prinzip in "Small Gods" erwähnt wurde. Ich halte es für schwierig, da Vergleiche zu ziehen.
Zuletzt geändert von Feles Cum Libero am Sonntag 14. Oktober 2012, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Bat
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Bat »

@Hundefreund: Kannst du ungefähr sagen wo das Segelflugzeug vorkommt, guck ich gerne im Original nach.
Zu Brandhorst: Ich meine mal gelesen zu haben, dass er sich auf seine eigene Schriftstellerei konzentrieren wollte. Ich übernehme aber keine Garantie für dieses Aussage.


und Feles: es heißt "als bei uns" *heul* (Tschuldigung, aber ich mag als/wie-Verwechslungen so was von gar nicht... Wenn die beiden verglichenden Dinge unterschiedlich sind heißt es "als", wenn sie gleich sind heißt es "wie")
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Mam Summ
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Mam Summ »

Hallo Hundefreund,

da ich seit Neuestem auch die deutsche Ausgabe von Snuff besitze, habe ich mir mal die Mühe gemacht, nachzuschauen. Bei der Gelegenheit kann ich mir auch ein paar andere Dinge nicht verkneifen, die mir auf der Zunge brennen, musst du aber nicht persönlich nehmen... :D
Hundefreund hat geschrieben:Die höfliche Anrede des Sie ist ja nun nicht neu, und noch immer befremdlich.
Wie Gerald Jung in dem verlinkten Interview schon selbst gesagt hat, gibt es da durchaus geteilte Meinungen. Mich hat das Duzen zwar (anfangs) nicht weiter gestört, aber man muss schon zugeben, dass es eine Besonderheit in den deutschen Scheibenweltromanen dargestellt hat, die nicht von Sir Terry stammte.
Hundefreund hat geschrieben:Allerdings war ich sehr verwirrt, als von den Spielzeugen für Klein-Sam berichtet wird.[...] Ich mag eingestehen, dass dieser Fehler so übersetzt wurde, und von Pratchett selbst begangen wurde.
Steife Prise, Manhattan 2012, S. 40: "[...] es gab Steinschleudern und Bumerangs und Segelflugzeuge [...]"
Snuff, Doubleday 2011, S. 37: "[...] there were catapults and boomerangs and gliders [...]"
Hundefreund hat geschrieben:Was aber so gar nicht geht ist Jungs Übersetzung ins Deutsche. [...] Ich meine hat Jung mal die alten Romane gelesen? RICHTIG gelesen? Oder übersetzt er einfach Seite für Seite, ohne den Inhalt zur Kenntnis zu nehmen?
Wie auch bei vielen anderen Kommentaren im WWW zum Thema (Neu-)Übersetzungen ensteht hier der Eindruck, dass ohne Kenntnis des Originals über die Übersetzung geklagt wird. Auf welcher Grundlage eigentlich? Der neue Stil ist anders und damit für manche sicher gewöhnungsbedürftig - aber falsch...? Vielleicht könnte das auch mit alten Übersetzungspannen und Eigenwilligkeiten von Brandhorst zu tun haben, von gänzlich neu erfundenen Sätzen mal ganz zu schweigen...

[Ironie] Um dich mal frei zu zitieren:
"Ich meine hast du mal die englischen Romane gelesen? RICHTIG gelesen? Oder beschwerst du dich nur einfach Wort für Wort, ohne das Original zur Kenntnis zu nehmen?"[/Ironie] ;)

Ein viel größerer Grund, sich über die deutschen (Neu)Übersetzungen aufzuregen, sind meines Erachtens das Preis/Leistungsverhältnis der Bindung und die Covergestaltung, aber das ist eine andere Diskussion... :evil:

Viele Grüße
Mam Summ
"[...] and yoghurt, which to Vimes´s mind was a type of cheese that wasn´t trying hard enough."

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Hundefreund
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Hundefreund »

Schön dass sich gleich so schnell so viel getan hat :)

Die Herkunft und Nutzung des Wortes Haubitze will ich so offen im Raum stehen lassen. MMn ein Unding, aber da sind Geschmäcker verschieden. Immerhin hat er nicht geschrieben „Voll wie ein Güterzug“ oder Ähnliches.

@ TheLiberain: Ganz simple Logik spricht dagegen. Du kannst schlecht ein Spielzeugmodell von etwas haben, wenn du das Original nur in groben Zügen kennst. Aber auch hier will ich einlenken. Mam Summ hat ja freundlicherweise Original und deutsche Fassung kopiert. „Gliders“ klingt zumindest für mich nach einer, sagen wir einfach mal, fortgeschritteneren Version des gutes alten Papierflugzeuges. Bei Jungs „Segelflugzeug“ hatte ich ein ausgereiftes Modell mit Tragflächen, Höhenruder u.Ä. im Kopf.

Dank dem Interview von TheLiberian hat sich meine Frage beantwortet. Er tut es nicht.

„Oft lese ich das Original erst mal durch – aber nicht immer. Da die Übersetzung sowieso mehrere Durchgänge braucht, spielt das bei den meisten Büchern keine große Rolle.“

Und um gleich auf Mam Summs (ironische) Frage zu antworten. Nein. Dazu ist mein Englisch schlicht nicht gut genug. Aber weißt du was der Unterschied zwischen Brandhorst, Jung und mir ist? Ich lese zum Zeitvertreib, Abends im Bett oder wann ich Lust dazu habe. Diese beiden Herren allerdings müssen ihr Geld damit verdienen!

Warum stößt mir Jungs Arbeit so negativ auf? (wobei ich ja nicht wie bei Amzon von ›einfach nur unterirdisch mies‹ sprach)
Der Mensch und Leser ist ein Gewohnheitstier. Reißt man uns aus unserem gewohnten Umfeld, reagieren wir negativ. Klingt wie nen abgedroschener Spruch? Gut, dann ein simples Beispiel (da ich ja eh aus der Gastronomie komme)

Stell dir vor es ist Freitagabend. Du willst mit dienen Freunden eine schöne DvD-Nacht machen. Was passt da besser, als vom Italiener deines Vertrauens eine Pizza zu bestellen? Gesagt getan. Eine Pizza Hawaii, eine Salami/Schinken und eine Gemüse.
Doch dann kommt die Enttäuschung: Auf der Pizza Hawaii sind nicht Schinken, Ananas, Tomate und Käse sonder Pfifferlinge und Sardellen. Hat sich der Pizzabäcker vertan? Nein! Die Karte wurde geändert. Gleicher Name, andere Zutaten!
Es ist nicht gesetzlich festgelegt (eigentlich schon, aber das verfehlt das Thema) wie eine Pizza heißen muss. Aber du hast Schinken und Ananas ERWARTET!

Stellt euch vor Jung hätte sich gedacht „Hey, eigentlich ist es nicht üblich mit so vielen Fußnoten zu arbeiten. Ich mach daraus einfach Nebensätze oder lass sie ganz weg“


Hoffe ich konnte meinen Standpunkt ein bisschen verdeutlichen



Hundefreund
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TheLibrarian
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von TheLibrarian »

Ähm, du meinst also, wenn Herr Jung das Buch im Laufe der Übersetzung bald ein Dutzend Mal liest, jeden Satz seziert, ihn sich Wort für Wort anschaut, ist das nicht "richtig" gelesen? Wie definierst du dann bitte "richtiges" Lesen?
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Mam Summ
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Mam Summ »

Lass mich meine Meinung an deinem Beispiel erklären.
Hundefreund hat geschrieben:Doch dann kommt die Enttäuschung: Auf der Pizza Hawaii sind nicht Schinken, Ananas, Tomate und Käse sonder Pfifferlinge und Sardellen. Hat sich der Pizzabäcker vertan? Nein! Die Karte wurde geändert. Gleicher Name, andere Zutaten! [...] Aber du hast Schinken und Ananas ERWARTET!
Stelle dir vor, du isst seit Jahren bei deinem Lieblingsitaliener die Pizza Hawaii, die dir immer gut geschmeckt hat. Jetzt bestellst du wieder eine und stellst fest, dass sie irgendwie anders schmeckt, auch wenn immer noch Schinken, Ananas, Tomate und Käse drauf sind.

Würdest du jetzt aber, statt dich gleich beim Kellner zu beschweren, erst beim Pizzabäcker nachfragen, was sie geändert haben, käme die Erklärung: Der alte Koch hat seinen Job aufgegeben. Der neue Koch hat festgestellt, dass bisher viel mit künstlichen Aromen, Geschmacksverstärkern oder Dosenananas gearbeitet wurde, auch wenn der Teig und die Mischungsverhältnisse ganz gut waren. Er nimmt jetzt lieber frische, aromatische Zutaten, die wirklich nach Tomate, Schinken, Ananas etc. schmecken.*

Wie denkst du jetzt über den veränderten Geschmack deiner Pizza?
Der Mensch und Leser ist ein Gewohnheitstier. Reißt man uns aus unserem gewohnten Umfeld, reagieren wir negativ.

Deine Komfortzone musstest du jetzt wohl verlassen, kann sein. Da bleibt dir wohl nur, dich stumm damit abzufinden, dir aus deiner einseitigen (weil einsprachigen) Perspektive eine Meinung zu bilden oder dich nach weiteren Aspekten zu dem Thema umzuhören. Ich wollte dir Anregungen für Letzteres geben**, will dich aber nicht dazu zwingen, sie anzunehmen.
(Übrigens kann man auf Veränderungen durchaus auch positiv überrascht reagieren, um mal am Rande auf deine pauschale Äußerung einzugehen)

Dass sich Pterrys Schreibstil im Laufe der Jahren stark geändert hat, fällt auch beim Lesen der Originale auf. Vielleicht gefällt dir auch einfach sein heutiger Stil nicht mehr so gut wie der der früheren Bücher...?

Aber ich denke, deine Frage nach Segelfliegern*** ist beantwortet und deine Meinung zu den Übersetzungen steht eh felsenfest... Also wünsch ich dir noch viel Spaß in unserem Forum und beim Lesen der Bücher ;)

________________________________________
* Ich möchte betonen, dass ich nur das Beispiel weiter gedacht habe und hier keinesfalls dem alten oder neuen "Koch" der Übersetzungen irgendwelche Dinge unterstellen oder Worte in den Mund legen will ;)

** da ich, wie die meisten hier, (auch) die englischen Bücher lese

*** Wenn du dir wenigstens jetzt die Mühe machen würdest, das Wort nachzuschlagen (bspw. hier), statt nach deinem Gefühl zu gehen, könntest du feststellen, dass die Übersetzung
, insbesondere in Anbetracht der restlichen, teilweise als "lebensgroß" beschriebenen Spielzeuge, recht gut getroffen ist.
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Anjali
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Anjali »

So, ich schalt mich auch mal ein, weil ich ja zu denen gehöre, die Pterry bisher nur auf Deutsch gelesen haben und damit auch zu denen, die sich an den neuen Stil "gewöhnen" müssen.

Ich hab eigentlich kein Problem mit dem neuen Stil. Das Siezen stört mich überhaupt nicht, im Gegenteil. Nachdem ich mich im "Club der unsichtbaren Gelehrten" schon daran gewöhnen durfte, wusste ich ihn jetzt in "Steife Prise" wirklich zu schätzen. Es gibt ja schließlich auch im Englischen unterschiedliche Arten mit Leuten zu reden und ich empfinde ein "Sie, euer Gnaden" wirklich als logischer und sinnvoller.
Überhaupt ist dieses Argument mit dem "wir sind an Brandhorsts Übersetzungen gewöhnt" für mich völlig hinfällig. Ad eins: Man kann doch nicht von einem Übersetzer erwarten, dass er genauso weitermacht wie sein Vorgänger, auch wenn das gar nicht sein Stil ist und der Stil des Vorgängers in seinen Augen auch Schwächen hatte. Das Beispiel von MamSumm find ich da eigentlich ganz treffend. Ad zwei: Als ein in erster Linie deutschsprachiger Mensch dürftest du an das Siezen im allgemeinen eigentlich gewöhnt sein, also hätte dich das Duzen in den alten Pterry-Romanen ja schon abschrecken müssen. Vielleicht hilft es ja, sich einfach mal auf etwas Neues einzustellen.

So, jetzt mal zu den grundlegenden Sachen. An dieser ganzen Übersetzungsdiskussion stört mich eins ungemein: Wenn ich die Übersetzung nicht mit dem Original vergleiche, kann ich sie doch eigentlich nicht wirklich beurteilen. Wenn mir also etwas an Herrn Jungs Übersetzung nicht gefällt, dann kann ich das so lange nicht in seine Schuhe schieben, wie ich nicht weiß, ob das auch wirklich seine Schuld ist. Der Punkt mit dem Segelflugzeug zeigt das recht deutlich.
Ich finde das ganze ist auch eine Frage der Medienkompetenz: Wenn ich eine Übersetzung lese, dann wird das immer gewisse Schwächen und Nachteile haben, das liegt leider im Wesen des Ganzen. Übersetzen ist nicht so einfach und ich bin froh, dass Jemand anders sich die Mühe macht und ein Buch, dessen Sprache ich nicht verstehe (oder nicht genug), für mich übersetzt. Natürlich ist es schade, wenn ich dann mit dem Stil des Übersetzers nicht klar komme, aber das kann ich ihm auch nicht immer vorwerfen. Nur weil ich etwas nicht mag, heißt das doch nicht gleich, dass es schlecht ist.
Nichts gegen konstruktive und fundierte Kritik, aber muss man wirklich immer gleich den Stab brechen und Inkompetenz vorwerfen? Gerade wer in diesem Forum unterwegs ist und Herrn Jungs Threads zu der Übersetzungproblematik daher kennen dürfte, sollte mittlerweile eingesehen haben, dass er sich wirklich Mühe gibt.

Ich muss auch sagen, dass die hier angebrachten Punkte meiner Meinung nach nicht schwer ins Gewicht fallen. Das sind einzelne Formulierungen, die man auch einfach als "hätt ich anders gemacht" abtun kann. Gut, jeder hat andere Präferenzen und einen anderen Wissenstand. Wenn du das mit der Haubitze so genau weißt, dann stößt dir das natürlich auf, aber ganz ehrlich: Übersetzer sind auch nur Menschen, die können doch auch nicht alles wissen. Wer auf solche Details achtet, raubt sich doch selbst ein wenig das Lesevergnügen. Ich fänd ein wenig mehr Verständnis und Tolleranz angebracht.
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Mam Summ
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Mam Summ »

Ich habe beim Surfen heut noch was anderes entdeckt, was man in (für uns) spannenderer Weise wiederholen könnte:
Hier hat jemand die deutsche und die spanische Übersetzung von Small Gods mit dem Original verglichen.*

Da für dieses Buch inzwischen eine Übersetzung von Jung vorliegt, könnte man sich jetzt die Unterschiede zwischen den beiden deutschen Büchern (natürlich anhand des Originals!) vornehmen. Nur an präzisen Beispielen kann man so eine Diskussion überhaupt sinnvoll führen, denke ich. Was "wir" Fans von Brandhorst halten, ist ja so umstritten, dass von einem "wir" bei diesem Thema wohl nicht die Rede sein kann. (wie exemplarisch Hundefreunds Meinung verglichen mit dieser hier zeigt.)

Gleiches lässt sich das wohl auch für die Übersetzungen von Jung/Rawlinson sagen. Ob sich heute nochmal jemand die Mühe macht, die (Neu-)Übersetzungen so konstruktiv kritisch wie die von Brandhorst zu hinterfragen (also an Vergleichen mit dem Original zu belegen), wage ich zu bezweifeln...

____________________________________
* Hier fiel mir übrigens auch etwas auf, was viele bei "Jungs" Unsichtbaren Gelehrten kritisiert hatten: Brandhorst hat Schimpfwörter teilweise einfach weggelassen... Ob das im Sinne des Erfinders (= zu übersetzen) ist?
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Ponder
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Ponder »

Hallo und herzlich willkommen im Forum Hundefreund.
Hundefreund hat geschrieben: Was aber so gar nicht geht ist Jungs Übersetzung ins Deutsche. Die höfliche Anrede des Sie ist ja nun nicht neu, und noch immer befremdlich.
Sie mag zwar befremdlich für diejenigen sein, die sich an Andreas Brandhorts Übersetzung gewöhnt haben, dennoch ist sie eines: richtig. Ich habe damals auch mit den deutschen Büchern angefangen, und dementsprechend hat es mich das Dutzen zunächst auch nicht gestört, aber irgendwie wirkte es bei genauerem Nachlesen doch etwas seltsam, wenn beispielsweise Vetinari von jedem gedutzt wird. Ich bin froh, dass dieser Übersetzungsfehler nun endlich mal behoben wurde.
Hundefreund hat geschrieben: Allerdings war ich sehr verwirrt, als von den Spielzeugen für Klein-Sam berichtet wird. „...es gab sogar ein Segelflugzeug!“ Aha? Leonard da Quirm träumt seit Jahren vom Fliegen, und die Familie Käsedick hat schon ein Flugzeug? Ich mag eingestehen, dass dieser Fehler so übersetzt wurde, und von Pratchett selbst begangen wurde.
Dazu wurde ja schon einiges geschrieben. Noch eine kleine Ergänzung: Es gab tatsächlich schon einige Zeit vor Segelfliegern Modelle davon. Siehe beispielsweise auch hier.
Hundefreund hat geschrieben: Aber der Satz „er war voll wie eine Haubitze“ geht ja mal gar nicht. Natürlich ist das bei uns in Deutschland ein geflügeltes Wort. Allerdings gibt es diese Artillerie-Geschütze erst seit dem 19. Jahrhundert. Da Quirm hat zwar das „Gfähr“ erfunden, und es wurde gebaut. Aber eine Haubitze?
Auch hier wurde ja schon einiges geschrieben. Es wurde außerdem ja schon erwähnt, dass Pratchett auch selbst manchmal Vergleiche außerhalb des Kontexts der Scheibenwelt anwendet. Mir gefällt gerade das Beispiel ein, in der die Lebenserwartung eines Charakters mit dem eines Pogotesters auf einem Minenfeld verglichen wurde. Dagegen ist die Haubitze direkt harmlos ;-)
Wenn du mir die Stelle im deutschen Buch sagt, kann ich auch gerne nachschlagen wie das im Original steht.
Hundefreund hat geschrieben: Abschließend würde ich gerne wissen, ob jemand weiß warum Andreas Brandhorst die Romane nicht mehr übersetzt.
Wie Bat bereits geschrieben hat, hieß es irgendwann einmal, dass Brandhorst sich lieber auf seine eigenen Romane konzentrieren will. Ich kann dazu allerdings auch keine Quelle mehr nennen, und auch nicht sagen, inwieweit dies wirklich der Wahrheit entspricht.

Ganz allgemein noch:
Bei jeder Übersetzung geht natürlich etwas vom Originalwerk verloren, eine perfekte Übersetzung wird es vermutlich nie geben. Ich habe bis jetzt nur mal ganz kurz in die Neu-Übersetzung von "Moving Pictures", also "Voll im Bilde", reingelesen und kann nicht sagen, dass ich die neue Übersetzung schlechter fand. Auch wenn Brandhorst damals ziemlich kritisiert wurde, so haben mir auch bei ihm (bis jetzt) auch einzelne Dinge besser gefallen. Ich glaube - um es genau zu sagen müsste ich noch mehr lesen - dass Brandhorst die Dialoge zwischen Zauberern, stilistisch etwas "subtiler" und stimmiger hin bekommen hat.
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von cheery_littlebottom »

MamSumm hat mich da auf eine Idee gebracht. Im deutschen Tolkienforum gibt es seit einiger Zeit die Aktion 'Gemainsam Tolkien lesen', bei der Forumsmitglieder von Woce zu Woche Kapitel aus einem Buch parallel lesen und dann im Forum diskutieren. Das könnte man doch hier auch machen (halt nicht kapitelweise, da müsste man sich eine andere Einteilung einfallen lassen): Ein Buch in Original und 2 Übersetzungen durchgehen und dann mal einzelne Punkte (an die sich dann auch alle Mitmacher erinnern, weil sie es ja gerade erst gelesen haben) sachlich diskutieren. Ist entweder spannend oder voll öde. ;)
Ponder
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Ponder »

Klingt interessant. Könnte man mal testen.
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von cheery_littlebottom »

Wenn es euch interessiert könnt ihr ja hier mal schauen, wie das andere machen: http://www.tolkienforum.de/index.php?showforum=70

Man müsste halt darauf achten, dass es beim Thema ÜBersetzung bleibt. Ich selbst habe seit Jahren keine Übersetzungen mehr gelesen, und fände es daher um so spannender zu Vergleichen, was da übersetzt wurde (vor allem wenn 2 verschiedene Versionen vorliegen) und wie man selbst das anders gelöst hätte.
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TheLibrarian
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von TheLibrarian »

Würdest du sowas mal organisieren, cheery?
Wenn wir es schaffen, uns auf ein Buch und die entsprechenden Ausgaben von Original und Übersetzungen zu einigen (da sehe ich aber kein großes Problem), wäre ich dabei. Ich würde mich dann sogar anbieten, den Thread anschließend zu einem Artikel für die Times zu verarbeiten.
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Hundefreund
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Hundefreund »

Uiuiui.. so viele Antworten. Na mal sehen.


@ TheLiberian: „richtiges“ lesen heißt für mich das Buch konzentriert und aufmerksam einmal komplett zu lesen. Wenn ich das Buch Stück für Stück auseinander nehme, und Teil für teil übersetze, bin ich der Meinung, dass der Kontext und Zusammenhang verloren geht. Nicht dass Pratchetts Werke jetzt zu schwerer Kost zählen würden (mal für mich ausgenommen Die Gelehrten der SW). Aber bevor ich nen Film analysiere, guck ich ihn mir doch auch erst einmal an, um überhaupt zu wissen, worum es geht.



@ MamSumm: Es mag ja durchaus richtig sein, dass der neue Pizzabäcker andere Zutaten benutzt. Aber er hat schlichtweg meine Erwartung nicht erfüllt. Wenn du im Restaurant ein Essen bestellst, und es dir nicht schmeckt, dann fragst du doch auch nicht nach ob der Koch nen schlechten Tag hat. Du lässt es zurückgeben. Unabhängig davon ob die Zutaten anders/besser/schlechter oder bunter sind.
(Ich weiß dass diese Aussage eine Steilvorlage für die Argumentation wie „Dann hör auf die deutschen Romane zu lesen“ ist. Aber ich betone noch einmal: Es ist nicht nur alles schlecht.)

Über Haubitze und Segelflieger lässt sich nach wie vor streiten. Vielleicht noch ein kleiner Einwurf. Hätte da gestanden, das da Qurim ein Modell gehabt hätte, der ja schon lange versucht zu fliegen, hätte ich das akzeptiert. Aber ein Kinderspielzeug?



@Anjali: Ich münze mal „An dieser Ganzen Übersetzungsdiskussion“ auf meinen Post, und nicht das allgemeine Gemotze der Fans. Ich vergleiche auch nicht englisches Orginial mit Jungs Version. Sondern Brandhorsts Version mit Jungs Version. Natürlich ist im normalen deutschen Sprachgebrauch ein Satz wie „Du Herr Meier, könntest du mir...“ völlig undenkbar und nicht alltagstauglich. Ich weiß gar nicht mehr, was mein Erster Scheibenwelt-Roman war. Gevatter Tod, der Winterschmied... einerlei. Aber es hat mich schon sehr verwirrt und befremdet. Doch gerade das habe ich an den Romanen lieben gelernt. Ebenso wie Fußnoten die auch mal über zwei Seiten gehen.

„Ich fänd ein wenig mehr Verständnis und Tolleranz angebracht.“ Nein. Absolut nicht. Natürlich sind Jung, Brandhorst, Kempen und alle anderen Übersetzer nur Menschen. Allerdings verdienen die damit ihr Geld. MEIN Geld.
Sagst du bei nem Herzchirurgen der den Eingriff verpfuscht auch „Schwamm drüber, Fehler passieren.“oder um aufs alte, vielleicht nicht ganz so extreme Bsp. zurück zu kommen. „Hey macht nichts dass das 26€ Steak total verbrannt ist, shit happens. Alles cool!“?

@ Ponder: Vielen Dank, ich war hier ja schon mal unterwegs :)
Es mag durchaus sein, dass auch Brandhorst im Kreuzfeuer der Fans steht/stand, besonders von denen die die englischen originale Kennen. Ich für meinen Teil finde es sehr schade, dass er sich nun um seine Romane kümmert. Allerdings bin ich auch etwas neugierig, ob er damit auch erfolgreich sein wird!

Letztendlich könnte man fragen warum Neuübersetzungen nötig sind. Ebenso wie die Änderung der Preise und Cover. Da das aber Stoff für eine ganz neue Diskussion ist, gebe ich mir die ganz pragmatische Antwort: Monetäre Motivation.


Ich hoffe ich bin niemandem eine Antwort schuldig geblieben. Wenn doch, einfach kurz melden :)


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Mam Summ
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Mam Summ »

Die Idee finde ich auch spannend! Ich würde dazu, weil ich es vorhin schon erwähnt hatte und damit einfach mal was genannt wird, Small Gods vorschlagen.
Wenn sich hier noch 2,3 Interessenten melden, könnte man das Projekt ja mal in nem neuen Thread starten und/oder dort bzw. vorher im Chat planen. Also bezüglich "Kapitel"-Aufteilung, Wochen- oder Monatsturnus etc.

Dann hätten Cheery, Ponder, Libbo und ich jetzt vorsichtig Interesse angemeldet, wenn ich das richtig sehe? Lohnt sich ja auch so schon fast... :D
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von TheLibrarian »

Hundefreund hat geschrieben:Natürlich ist im normalen deutschen Sprachgebrauch ein Satz wie „Du Herr Meier, könntest du mir...“ völlig undenkbar und nicht alltagstauglich.
Undenkbar nicht, dafür kommt er zu oft in deutschen Supermärkten vor, wenn es von der Geschäftsleitung die Vorgabe gibt, dass sich die Angestellten untereinander mit Nachnamen anzusprechen haben, diese sich aber gegenseitig lange schon das Du angeboten haben. Nicht alltagstauglich und extrem skurril bleibt es natürlich trotzdem.

Dein Gegenbeispiel mit der Filmanalyse kann ich so nicht bestätigen. Wenn ich mir einen Film mit dem festen Hintergedanken, dass ich darüber eine Analyse schreiben muss, schaue, mache ich mir schon beim ersten Durchgang zumindest einige Arbeitsnotizen. Dinge, die mir seltsam vorkommen und vielleicht erst beim zweiten Schauen (unter Blick auf folgende Ereignisse) verständlich sind, erste Eindrücke bestimmter Charaktere, all sowas. Nicht anders würde ich als Übersetzer an ein Buch heran gehen, dass auf meinem Schreibtisch landet. Klar kann man sich auch erstmal mit dem Buch und einem Glas Wein vor den Kamin setzen. Aber zumindest bei mir wären alle Gedanken, die beim ersten Lesen entstehen und nicht sofort auf Papier gebannt werden, mehr oder weniger unrettbar verloren.
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von MadButcher »

Sagst du bei nem Herzchirurgen der den Eingriff verpfuscht auch „Schwamm drüber, Fehler passieren.“
Hm..meistens sagen sie "Aaarrgx..."- und ich habe neue Ersatzteile... :mrgreen:
Und da hinkt auch schon dein Vergleich. Was ist denn ein Fehler? Kommt es denn nicht vielmehr aus der Sichtweise des einzelnen an? Oder anders gesagt, gerade beim Übersetzen führen doch so viele Wege nach Rom, ist die Sprache mit ihren Bedeutungen so reichhaltig, manchmal gar schwammig und durch verschiedene Lebensumstände verschiedener Personen nocheinmal facettenreicher, was ein Wort bedeuten könnte. Das ist in etwa so als wollte man mich beschreiben. Jeder hat ein anderes Bild von mir vor Augen. Bei der Herzchirurgie gibt natürlich nicht ganz so viele Wege. Es sei denn du bist scharf auf die potentiellen Spender-Organe...
Ich kann sehr gut mit Kritik umgehn. Und mit dem Fleischerbeil.
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Feles Cum Libero
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Feles Cum Libero »

Das "gemeinsame Lesen" eines Pratchett-Romans im Forum klingt sehr interessant und ich würde den Thread sicherlich verfolgen. Um aktiv mitzumachen, fehlt mir aber die Zeit, fürchte ich.
Bat hat geschrieben: und Feles: es heißt "als bei uns" *heul* (Tschuldigung, aber ich mag als/wie-Verwechslungen so was von gar nicht... Wenn die beiden verglichenden Dinge unterschiedlich sind heißt es "als", wenn sie gleich sind heißt es "wie")
@Bat: Was soll ich da schreiben? Ich schreibe folgendes: Argh, dummer Fehler! Und ich nehme mir die Freiheit, ihn im Nachhinein zu korrigieren.
Danke für das darauf aufmerksam machen. Und die semi-öffentliche Bloßstellung* per Foren-Beitrag**. ;)

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* Nein, ich meine das wirklich nicht ernst. Siehe das Smiley.
** Es gibt hier übrigens auch PN. ;-)
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Werwölfin
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Angua »

Für mich stellt sich eine ganz einfache Frage. Ist es eine Übertragung die am Englischen bleibt oder wird ins Deutsche übersetzt? Entweder man überträgt den englischen, wirklich derben Sprachgebrauch aufs Deutsche, oder man übersetzt so, wie man hierzulande spricht. Ersteres tat Jung, Zweiteres Brandhorst (gut, nicht bei diesem Buch, aber ihr wisst, was ich meine). Mir persönlich ist Jung etwas zu derb, so sprechen Menschen in meiner Umgebung nicht. Schlechter als Übersetzung finde ich es allerdings nicht.

Richtig gut finde ich das Siezen. Dies ist allerdings eine Übersetzung ins Deutsche, es entsteht ein Mischmasch, aber was solls? Es gibt nur eine einzige Sache die mir im Zusammenhang mit den Neuüberstzungen wirklich am Herzen liegt: Die "Wir-sind-die-Größten!", das klingt einfach nur dämlich... Originalname ftw!
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MadButcher
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von MadButcher »

Hm, da es mir grad geht wie dem kleinen Nemo im heutigen doodle, bin ich nochmal aufgestanden um etwas näher auf meinen Sempft einzugehen. Natürlich ist Jungs Übersetzung nicht jedermanns Sache. So wie nicht jedes Buch jedem auf der Welt gefällt...
Erstmal einen Rat, wenn du ein Terry Pratchett Buch, oder überhaupt ein Fantasieroman liest, mußt du schon dein Kopfkino einschalten und deine Fantasie in Gang setzen um die Welt vor deinem inneren Auge entstehen zu lassen.
Dann werden deine Anstösse vielleicht überflüssig(er). Ich mein, wenn mir einer erzählt "der war voll wie Haubitze" dann denk ich in erster Line nicht etwa an eine Panzerhaubitze sondern nunmal an eine stockbesoffene Person, die in dem Kontext ja auch gemeint war. Und was das Segelflugzeug angeht...nun man hätts vielleicht mit Flieger oder Gleitflieger übersetzen können... aber ich bin sicher dass es kein Modellflugzeug von Graupner war, sonden vielleicht eine Art Pappdreieck mit Widerhaken das man mit Hilfe einer Gummiflitsche in die Luft schießt und das dann mehr oder weniger gute Flugeigenschaften aufweißt. Vielleicht ist ja noch ein stilisierter Vogel draufgemalt, oder eine Fledermaus, oder vielleicht sogar eine Hexe auf dem Besen? Das sind schließlich alles Dinge die auf der Scheibe herumfliegen! Und warum solls diese Dinger nicht schon vor der Erfindung eines bemannten Fluggeräts gegeben haben? (abgesehn vom Hexenbesen) Wenn jetzt natürlich einer Morts Schlaksigkeit etwa so übersetzen würde: Er stakste herum wie ein AT-ST aufm Planeten Hoth...ähm, DEN würd ich dann auch höflich auffordern besser meinem Fleischerbeil ausm Weg zu gehn, Oder erkunden ob er eine Parodie schreibt...,
Ah und noch was... Terrys Romane und Schreibstil HABEN sich im Lauf der Zeit verändert!
Was deine Sorge um dein Geld angeht, fang nicht beim Übersetzer sondern beim Verlag an, dem Cover und der Unverschämtheit namens Broschur.
Ich kann sehr gut mit Kritik umgehn. Und mit dem Fleischerbeil.
cheery_littlebottom
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von cheery_littlebottom »

Mam Summ hat geschrieben:Die Idee finde ich auch spannend! Ich würde dazu, weil ich es vorhin schon erwähnt hatte und damit einfach mal was genannt wird, Small Gods vorschlagen.
Wenn sich hier noch 2,3 Interessenten melden, könnte man das Projekt ja mal in nem neuen Thread starten und/oder dort bzw. vorher im Chat planen. Also bezüglich "Kapitel"-Aufteilung, Wochen- oder Monatsturnus etc.

Dann hätten Cheery, Ponder, Libbo und ich jetzt vorsichtig Interesse angemeldet, wenn ich das richtig sehe? Lohnt sich ja auch so schon fast... :D
Gerne, da hätte ich sogar noch die Brandhorstsche Übersetzung, könnte also alles 2 mal lesen! :D
Wo sollten wir einen neuen Thread dazu ma besten hinpacken?
Tod
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Tod »

Don't panic!
Ponder
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Re: Steife Prise - Jung

Beitrag von Ponder »

Ist zwar jetzt nicht Small Gods, aber mir wäre Moving Pictures auch erst mal lieber. Davon hätte ich zumindest die verschiedenen Buchausgaben griffbereit.
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